Liedext weist zu viele Bindestriche auf

[matrices]

Hallo,
ich habe eine Melodie mit 2 Strophen. Die rhythmische Verteilung des Textes ist unterschiedlich, sodass ich mit \set ignoreMelismata = ##t und \unset ignoreMelismata arbeite.
Dies funktioniert ganz gut. Allerdings werden im Text, wenn ich das ganze System strecke, um alle Bindestriche innerhalb der Silbentrennung anzuzeigen, manche Wörter mit mehr als einem Bindestrich versehen. Auch wenn ich über Verkleinerung der Schrift vorgehe. Wie kann ich das verhindern?

Das Beispiel:
StropheZwei = \lyricmode {
             \set ignoreMelismata = ##t
             Das _ _ Gleich -- _ _ ge -- wicht
             \unset ignoreMelismata
             zer -- bricht. }

ergibt in pdf-Datei:  Das Gleich   -   -  ge - wicht  zer  -  -  bricht.

Grüße   

[RobUr]

Hallo matrices,

jetzt muss ich mal generell was zur Textunterlegung loswerden, da Lily hier ohne Zutun vorbildlich funktioniert:

• Silben unter einer einzelnen Note werden zentriert.
• Silben, die sich über gebundene Noten erstrecken (Melisma), werden an der ersten Note linksbündig gesetzt.
• Trennstriche werden zwischen Silben zentriert; ist der Abstand zur nächsten Silbe recht groß, werden weitere Trennstriche in regelmäßigen Abständen eingefügt.
• Erstreckt sich ein einsilbiges (bzw. nicht getrenntes) Wort über gebundene Noten (Melisma), erhält dieses Wort einen Erweiterungsstrich (einzugeben mit zwei Unterstrichen). Linksbündigkeit versteht sich von selbst.

Was ist nun änderungsbedürftig?

Die Häufigkeit eines Trennstriches ist einstellbar per override LyricHyphen #'dash-period = #10 (10 ist Voreinstellung; kleinere Werte ergeben mehr Striche, größere Werte weniger.)

Gruß, Robert

[matrices]

• Trennstriche werden zwischen Silben zentriert; ist der Abstand zur nächsten Silbe recht groß, werden weitere Trennstriche in regelmäßigen Abständen eingefügt.

Hallo,
genau dies ist es, was mich irritiert, weil ich es bisher in noch keiner Gesangsnote sah und ich habe über 10 Jahre in einem Chor gesungen.

Dein Vorschlag funktioniert zwar, allerdings nicht nach einem Umbruch. Da wird noch einmal ein Bindestrich gesetzt. Das kenne ich auch nicht.

Gibt es da auch noch eine Möglichkeit dies zu verändern?
Grüße

Für alle anderen:
Text = \lyricmode {
     \override LyricHyphen #'dash-period = #100
     \set stanza = #" "   
     \teeny
     Wo -- nach wirst Du stre -- ben

Nur so funktioniert es. Man muss \set stanza einfügen.
Grüße

[harm6]

Hallo matrices,
 

Dein Vorschlag funktioniert zwar, allerdings nicht nach einem Umbruch. Da wird noch einmal ein Bindestrich gesetzt.

Verstehe ich Dich richtig, daß sowohl vor als auch nach dem Zeilenumbruch ein Bindestrich gesetzt wird?
Oder anders ausgedrückt, die neue Zeile beginnt mit einem Bindestrich, der aus der Silbentrennung heraus entsteht?

Falls ja, so poste doch mal den gesamten Code. Ich habe das nämlich mal extra provozieren wollen und bis heute nicht hinbekommen.

Gruß,
  Harm

[fugenkomponist]

Warum willst du denn nur einen Trennstrich haben? Wenn die Silben auf sehr viele Noten verteilt werden, verliert man doch sonst den Ueberblick, oder? z.B. hier auf Seite 6: http://imslp.org/wiki/Special:ImagefromIndex/98881 (Was fuer Sachen habt ihr denn im Chor gesungen?)

[matrices]

Hallo Fugenkomponist,
Dein Beispiel kann ich leider nicht einsehen, da ich in dieser Bibliothek nicht angemeldet bin.

Also wenn man eine Note über viele Takte aushalten muss, ist das nur sehr guten SängerInnen möglich oder allerdings man atmet chorisch, was auch unbedingte Übung benötigt. Daher sind derartige Noten sicher möglich, aber doch relativ selten.
(Ausnahme: Viele 16tel und 32tel verlängern das Aussehen eines Taktes, was man aber selten in einer Chorpartitur zu sehen bekommt, um den SängerInnen den Überblick zu erhalten. Diese findet man dann in der vollständigen Partitur für den Chorleiter, wo die vielen Bindestriche sinnvoll sein könnten.)
Zurück zu Atmung: Die Atmung ist beim Singen immer das größte Problem, welches zur Verkrampfung im Schultergürtel und damit zu einem nicht so gut schwingenden Stimmsystem führt und dadurch oft die Stimme ihren gewohnten Charakter verliert. Manche SängerInnen fallen dabei mit Ihrem Stimmsitz nach hinten und verlieren die Leichtigkeit. Die Stimme wird fest, verliert an Timbre, kann sogar knödeln. Oft kann man dies bei einem Ton, der keine Koloraturen verlangt, vertuschen. ABER ein gutes Ohr hört es trotzdem.

Also, um auf Deine Frage zurückzukommen. Im Chor haben wir u.a. folgende Sachen gesungen:
Magnifikat von Vivaldi
Messe in D-Dur von Mozart
Messe in G-Dur von Schubert,
Bachkanten, Psalmen, Lieder von Mendelsohn Bartholdy, Brahms und Schubert - u.v.m.
Requiem von Mozart
Messe Nr.3 F-Moll von Bruckner
u.v.m.
Ich habe mich auch schon in Gregorianik versucht.

Meine Fragen sind keine Kritik an dieses wunderbare Programm, sondern eher Lösungen nach anderen Varianten der Notation. Ich bin eh nur Laie im Bereich der Komposition, aber ein Laie mit ganz bestimmten Vorstellungen. Alle meine Erfahrungen verdanke ich meinen Chorleitern. Durch das ständige Wiederholen der Musik innerhalb des Chores, konnte ich mir im Zusammenhang mit den Noten über mein Ohr meine jetzigen Kenntnisse aufnehmen. Im Bereich Stimme bin ich allerdings therapeutisch ausgebildet.
Herzliche Grüße
matrices

[RobUr]

Hallo matrices.

• Trennstriche werden zwischen Silben zentriert; ist der Abstand zur nächsten Silbe recht groß, werden weitere Trennstriche in regelmäßigen Abständen eingefügt.

genau dies ist es, was mich irritiert, weil ich es bisher in noch keiner Gesangsnote sah und ich habe über 10 Jahre in einem Chor gesungen.

So wird es aber gemacht. Schau nochmal genau hin – man findet es in jedem guten Stich. In „meinen“ bisherigen 20 Jahren habe ich nichts anderes gesehen Erst seit es Finale, Capella & Co. gibt, die zum Teil ganz fürchterliche Voreinstellungen haben

Dein Vorschlag funktioniert zwar, allerdings nicht nach einem Umbruch. Da wird noch einmal ein Bindestrich gesetzt. Das kenne ich auch nicht.

Solltest du kennen, weil das ebenfalls so gestochen wird. Übrigens betrifft es auch die Erweiterungsstriche (in Lily: LyricExtender) – diese werden nach einem Zeilenumbruch eingefügt, solang die Bindung anhält (auch bei nur einer Note).

Meine Fragen sind keine Kritik an dieses wunderbare Programm, sondern eher Lösungen nach anderen Varianten der Notation.

Wozu das Rad neu erfinden?

Das einzige, was ich bei Lily bemängele, ist, dass bei wenig Platz zwischen Silben der Trennstrich „verschluckt“ wird. Dies ist aber recht leicht im \layout-Block zu beheben:

Code: [Auswählen]

\layout {
  \context {
    \Lyrics
    \override LyricHyphen #'minimum-distance = #1.0
  }
}
Zugegebenermaßen findet man dieses Verhalten auch in älteren Stichen, aber ich persönlich hätte eben gern einen Trennstrich zwischen jeder Silbe.

Dein Beispiel kann ich leider nicht einsehen, da ich in dieser Bibliothek nicht angemeldet bin.

Im IMSLP resp. Petrucci Music Library muss man nicht angemeldet sein. Einfach auf „I accept this disclaimer, continue to download file“ clicken – und los geht’s.

Grüße, Robert

[harm6]

Hallo matrices,

zur weiteren Illustration habe ich mal die ersten Takte des Kyrie aus dem Mozart-Requiem angefügt.

Gruß,
  Harm

[RobUr]

Hallo Harm, danke für den Ohrwurm … krieg ich bis heute Abend nicht raus

[matrices]

Hallo Harm6 und RobUr,
vielen Dank. Da habt Ihr ja genau eine Stelle gefunden, die ich beschrieben habe. Ich habe auch ein Beispiel diesbezüglich für Euch: f - Moll Messe von Bruckner

Dennoch möchte ich bei meiner Behauptung bleiben, dass es möglich sein müsste. Gerade für Lieder finde ich das entscheidend. Entschuldigung, dass ich bzgl. meines Wunsches nicht die großen Chorwerke einbezogen habe.
Die Bindestrichsetzung ist variabel, auch wenn Ihr behauptet, es wäre dann kein guter Stich, was ich nicht nachvollziehen kann. Oft wird, gerade bei Liedern, der Bindestrich verlängert, was für mich stilistisch schöner ist. So kenne ich das.
Vielleicht gibt es also doch eine Möglichkeit, die Bindestrichvariante nicht ganz so regide zu ermöglichen.

Übrigens: Ich liebe auch das Mozart-Requiem und es ist neben dem vom Brahms eines der besten.
Es gibt so viel excellente klassische Gesangsmusik, aber auch andere.
Kennt Ihr "In tempus praesens"?  Ein Genuss für ein absolutes Gehör.

[harm6]

Hallo matrices,

Dennoch möchte ich bei meiner Behauptung bleiben, dass es möglich sein müsste.

Mein Motto: lilypond kann alles!

Ungeachtet dessen was ich persönlich von Deinem Vorhaben halte, habe ich mal ein paar Sachen geschrieben.
Du findest hier die default-Setzungen für LyricHyphen. (Im Code unten sind sie, bis auf ein paar Ausnahmen unter defaultHyphen eingestellt).
Unter fixHyphen findest Du die für Dein Vorhaben wesentlichen Eigenschaften mit Werten die Dir möglicherweise zusagen, falls nicht dann ändere sie. Allerdings solltest Du fixHyphen nur verwenden, falls die Werte für das ganze Stück akzeptabel sind.
Umfassende Kontrolle bietet controlHyphen.

Anwendung: \controlHyphen #'(<dash-period-value> . <length-value>)

Code: [Auswählen]

\version "2.14.2"

defaultHyphen = {
\override LyricHyphen #'dash-period = #10.0
\override LyricHyphen #'height = #0.42
\override LyricHyphen #'length = #0.66
\override LyricHyphen #'minimum-distance = #0.1
\override LyricHyphen #'minimum-length = #0.3
\override LyricHyphen #'padding = #0.07
\override LyricHyphen #'springs-and-rods = #ly:lyric-hyphen::set-spacing-rods
\override LyricHyphen #'thickness = #1.3
\override LyricHyphen #'Y-extent = #'(0 . 0)
}

fixHyphen = {
\override LyricHyphen #'dash-period = #40.0
\override LyricHyphen #'length = #30
}

controlLyricHyphen =
#(define-music-function (parser location control)(pair?)
  (let (
        (hyphen-dash-period (car control))
        (hyphen-length (cdr control))
       )
#{
        \override LyricHyphen #'dash-period = $hyphen-dash-period
        \override LyricHyphen #'length = $hyphen-length
#}))
 
blaOne = \lyricmode {
        %\set stanza = #"1."   
        \fixHyphen
        bla -- bla -- bla -- bla
}

blaTwo = \lyricmode {
        %\set stanza = #"2."
        \controlLyricHyphen #'(20 . 10)
        bla -- bla --
        \controlLyricHyphen #'(80 . 10)
        bla -- bla
}

blub = {
        \repeat unfold 2 { a'1 }
        \break
        \repeat unfold 2 { a'1 }
}

\score {
        \new Staff <<
           \new Voice = "mel" \blub
           \new Lyrics \lyricsto "mel" \blaOne
           \new Lyrics \lyricsto "mel" \blaTwo
        >>
}
HTH,
  Harm

P.S. \set stanza ist hier eigentlich nicht wesentlich. Diese Angabe wird natürlich bei Berechnung der horizontalen Raumgestaltung mit einbezogen, was mitunter zu Problemen führen kann aber sonst ist sie unwesentlich.
P.P.S. "In tempus praesens" kenne ich nicht. Oder meinst Du das Violin-Konzert von Sofia Gubaidulina?

[matrices]

Hallo Harm,
vielen Dank für Deine Mühe. Echt super. Ich werde es bei meiner nächsten Arbeit gern ausprobieren. Derzeit mache ich etwas Urlaub und warte auf eine nächste kleine krative Phase. 

Ja, ich meine dieses Violinkonzert, welches extra für Anne Sophie Mutter geschrieben wurde. Ich denke, die Komponistin weiß um die Qualitäten der Künstlerin und es ist wie zugeschnitten. Es gibt ja einige Komponisten, die nur für sie ein Stück komponierten, aber dieses ist für mich erstklassig. Allerdings mag ich es nicht, wenn Anne Sophie Mutter Mozart oder auch Bach spielt, aber bei neuer Musik ist sie unübertrefflich. Da kommt ihr präziser und exakter Klang so richtig zur Wirkung.
Als Kind soll sie gern Tretauto gefahren sein, dies ist ihr aus meiner Sicht durch Karajan etwas verloren gegangen. Ihr Klang ist jetzt mehr wie eine gesteilte Science fiction Maschine. Diese Qualität kann sie aus meiner Sicht bei neuer Musik excellent umsetzen. Sie würde ein Jahrhunderstar werden in diesem Bereich.

Herzliche Grüße
matrices

P.S.  Was heißt HTH ?

[harm6]

HTH = Hope This Helps

 
Harm

[fugenkomponist]

Dein Beispiel kann ich leider nicht einsehen, da ich in dieser Bibliothek nicht angemeldet bin.

Im IMSLP resp. Petrucci Music Library muss man nicht angemeldet sein. Einfach auf „I accept this disclaimer, continue to download file“ clicken – und los geht’s.

Grüße, Robert

Off topic: Die Petrucci Music Library ist echt gut. Da gibts Noten zu unglaublich vielen Stuecken, mit Partituren und Einzelstimmen, Bearbeitungen etc. Ausserdem kann man Noten nach Komponist suchen http://imslp.org/wiki/Category:Composers oder nach Genre, Besetzung etc. http://imslp.org/wiki/IMSLP:View_Genres
Bei allen Noten steht dabei, unter welcher Lizenz sie veroeffentlicht sind (bei Bearbeitungen oft irgendeine Creative Commons Lizenz, sonst Public Domain) und ob man sie auch in der EU runterladen darf (Prokofieff z.B. ist noch keine 70 Jahre tot, aber schon laenger als 50 Jahre, deshalb duerfen die Noten trotzdem auf dem Server liegen, weil der in Kanada steht).

[matrices]

Vielen Dank, RobUr. Vielleicht kann ich es ja mal gebrauchen. Vorerst benötige ich allerdings keine Noten, auch keine aus Kanada.
Aber: Vielleicht werden meine kleinen Kompositionen mal berühmt und man wird sie dann dort finden. Was für ein Traum.
Herzliche Grüße
matrices