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Lilypond und MEI
uli_1973:
--- Zitat von: Sterndeuter am Mittwoch, 15. März 2017, 16:47 ---@Ingmar: Verstehe ich das richtig, Lilypond ist nicht in der Lage, alternative Lesarten zu kodieren? Also wenn zum Beispiel in verschiedenen Überlieferungen Töne geändert sind, ist es nicht möglich, dies im Wuelltext zu vermerken? Dann stimme ich dir natürlich zu, für die Archivierung ist Lilypond dann nicht geeignet, das leuchtet ein. Gerade dieses Feature ist etwas, das ich an MEI sehr zu schätzen gelernt habe.
--- Ende Zitat ---
Nein, das stimmt so nicht. LilyPond hat das Konzept von "Tags" (http://lilypond.org/doc/v2.19/Documentation/notation/different-editions-from-one-source.html#using-tags), das dem "app"-Element von MEI nicht unähnlich ist. Es hat sich nur nicht so richtig durchgesetzt.
Mit einem "Kollegen" habe ich übrigens den Plan, ein kleines Werkzeug zu erstellen, das dieser Alternativen-Darstellung noch näher kommt. Das ist gar nicht sonderlich kompliziert, man muss sich nur genau über die Use-Cases und das Interface Gedanken machen.
--- Zitat von: Sterndeuter am Mittwoch, 15. März 2017, 16:47 ---@Urs: Es freut mich, dass du dich hier extra angemeldet hast, um mir diese Fragen zu beantworten. Die alte Notation ist für mich jedenfalls nicht so sehr das Problem, es ergeben sich meist mehr Fragen im Bezug auf die Kodierung.
Was genau meinst du mit Versionskontrolle?
--- Ende Zitat ---
Nun, ich habe nur meinen alten Account wiederbelebt ...
Versionskontrolle?
* http://lilypondblog.org/tag/version-control/ (und beginnen mit:
* http://lilypondblog.org/2014/06/what-you-miss-with-version-control/ und
* http://lilypondblog.org/2014/01/why-use-version-control-for-engraving-scores/ )
--- Zitat von: Sterndeuter am Mittwoch, 15. März 2017, 16:47 ---Ich finde es sehr schade, dass es so gar keine Tools zur Untersuchung des kodierten Materials in Lilypond gibt, aber das kommt vermutlich aus dem Ziel "Notensatz, nicht Archivierung". Humdrum habe ich ebenfalls schon versucht zu recherchieren, es schien mir aber, dass diese Sprache seit längerem nicht mehr erweitert wird (letzte Änderung am über Google gefundenen Guide ist aus den 90ern), sondern vielmehr von MuseData abgelöst wurde. (Übrigens führen selbst die Links auf der Seite musedata.org, die zum Humdrum Toolkit leiten sollen, bei mir zu "Seite nicht gefunden...)
--- Ende Zitat ---
Das mit Humdrum scheint so, ja. Es gibt aber durchaus eine Community und noch mindestens einen äußerst fähigen Entwickler, der sich darum kümmert. Beispielsweise hat er gerade einen Adapter geschrieben, um Humdrum-Dateien per MEI und Verovio rendern zu lassen (http://verovio.humdrum.org/?file=mozart/sonatas). Es gibt auch Pläne eines hum2ly-Konverters, und es wird ein großes Editions-Projekt des Chopin-Institus in Warschau geben, das nicht auf MEI, sondern auf Humdrum basieren wird.
Das Highlight an Humdrum ist eben die Verfügbarkeit der zahlreichen Analysewerkzeuge. Ein Gegenpunkt ist dabei, dass Humdrum ausschließlich am baren Inhalt (im Sinne von Tonhöhen und -dauern) interessiert ist, was für eine breit aufgestellte Kodierung m.E. etwas dürftig ist.
ingmar:
--- Zitat ---@Ingmar: Verstehe ich das richtig, Lilypond ist nicht in der Lage, alternative Lesarten zu kodieren? Also wenn zum Beispiel in verschiedenen Überlieferungen Töne geändert sind, ist es nicht möglich, dies im Wuelltext zu vermerken? Dann stimme ich dir natürlich zu, für die Archivierung ist Lilypond dann nicht geeignet, das leuchtet ein. Gerade dieses Feature ist etwas, das ich an MEI sehr zu schätzen gelernt habe.
--- Ende Zitat ---
Das hatte Harms Uli oben schon richtig gestellt: Doch, Lilypond kann das. Ich habe das auch schon verwendet. Mein Gedanke war nur, dass die Mensuralnotation nicht diese Eindeutigkeit besitzt, die Lilypond verlangt, und dass das Ergebnis in Lilypond dadurch umgekehrt eine Eindeutigkeit vorgaukelt, die im Original nicht vorhanden war.
Finale dürfte in dieser Hinsicht aber nicht viel besser sein, oder?
Gruß,
--ingmar
Edit: Fehler korrigiert - sorry, Uli!
Sterndeuter:
Nein, Finale kann das tatsächlich auch nicht, da hast du recht. Ich habe allerdings den Vorteil, dass es von meiner Quelle (eine Kasselaner Handschrift Johann Heugels) nur eine Version gibt, also kaum alternativen Schreibweisen. Das einzige: Heugel hat selbst Töne korrigiert. Das stelle ich als Vorschlagsnoten dar, um möglichst viele Informationen aus der Quelle in der modernen Edition unterzubringen, ohne das Schriftbild zu sehr zu stören.
Die Eindeutigkeit von Mensuralnotation lässt sich sicher diskutieren. Ich bin der Meinung, sie lässt sich durchaus eindeutig lesen, sieht man vielleicht von ein paar Spezialfällen ab. Je klarer die Handschrift, desto eindeutiger - und bei mir ist sie sehr klar ;) Die Regeln zur Übertragung sind ja bekannt, und alle Änderungen oder Abweichungen vom Notentext werden natürlich im Begleittext kenntlich gemacht. Oder meintest du das mit der Eindeutigkeit anders?
harm6:
--- Zitat ---Heugel hat selbst Töne korrigiert. Das stelle ich als Vorschlagsnoten dar, um möglichst viele Informationen aus der Quelle in der modernen Edition unterzubringen, ohne das Schriftbild zu sehr zu stören.
--- Ende Zitat ---
Hmm, das ist ein wenig überzeugender workaround (um es mal seeehr höflich zu formulieren. ;)
Im allgemeinen informiere Dich über version-control-Systeme wie git, im besonderen über LilyPonds Möglichkeiten mit tags und annotations zu arbeiten.
Eine zu compilierende Text-Datei ist genau das, was Du eigentlich brauchst, falls ich Dich richtig verstehe.
Insoweit fällt Finale schlichtweg als ugeeignet aus, imho.
Gruß,
Harm
Sterndeuter:
Wiedo ist die Lösung mit den Vorschlagsnoten schlecht? Da das Ziel meiner Arbeit die Übertragung in maschinenlesbaren Code und die Erstellung der modernen Notenschrift nur ein Nebenprodukt ist, kann man, denke ich, getrost auf einen kritischen Apparat einer Edition verzichten. Das wäre eine Arbeit alleine für sich schon, das würde den Rahmen auf jeden Fall sprengen. Um trotzdem alle Informationen unterzubringen, die wichtig sind, finde ich die Lösung annehmbar. Auch wenn sie nicht den Konventionen entspricht...
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