Dann hast Du also den klassischen Weg genommen, den jeder gehen muß, der dieses (und alle anderen komplexen Programme auch) wunderbare Programm beherrschen will: er muß erst einmal eine Menge Zeit investieren. Denn nur wenn man es auch beherrscht, kann man auch vernünftige Ergebnisse damit bekommen.
Auch ich habe einige Monate einkalkuliert, um LilyPond richtig zu lernen. Ich habe – ich glaube, ich habe das auch hier schon gesagt - früher sehr, sehr viel Musik mit der Hand abgeschrieben und dabei sehr viel über Benutzbarkeit und sinnvolle Organisation von Notenmaterial gelernt. Da ich hauptsächlich Musik des 16. - 19. Jahrhunderts spiele, kenne ich sehr viele Handschriften und alte Notendrucke und habe zu schätzen gelernt, wie gut die Schreiber und Stecher von damals trotz ihrer aus heutiger Sicht beschränkten Möglichkeiten waren.
Und ich habe als praktischer Musiker so viele schlecht gemachte kommerzielle Ausgaben benutzen müssen, die ohne Fotokopierer (Fotokopieren streng verboten!) gar nicht so recht benutzbar waren, daß ich mir vorgenommen habe, nur dann Noten am Computer zu schreiben, wenn ich ein Programm finde, das diesen Anforderungen in jeder Hinsicht gerecht wird.
Da Notenschrift ja ein sehr komplexes Ding ist, über das man sich einige Gedanken machen muß (mit oder ohne Computer), ist es auch kein Wunder, daß man es nicht von heute auf morgen lernen kann. Und zwar weder mit der Hand noch am Rechner...
Und ich habe auch erst einmal einfache Sachen gemacht wie eine einzelne Stimme abgeschrieben und dann einzelne Stimmen mit komplizierteren Dingen darin wie Akkorden, Mehrstimmigkeit und dergleichen. Und erst als ich das einigermaßen konnte, habe ich angefangen, eine kleine Partitur wie z.B. eine Flötensonate mit Continuo und Bezifferung, Verzierungen aller Art, verschieden großen Notensystemen in Angriff zu nehmen.
So arbeite ich mich langsam vorwärts - als nächstes gibt es vielleicht ein Streichquartett und eine kleine Orchesterpartitur und dann eine größere. Und dann kommt vielleicht auch einmal Vokalmusik dazu, eine Kantate oder ein Chorwerk, wer weiß. Und immer tauchen dabei spezifische Probleme auf, die es zu lösen gilt.
Aber es ist auch immer wichtig, daß man Lilypond so gut von innen kennt, daß man sich manche Dinge auch für den persönlichen Gebrauch zurechtmachen kann, so wie Du es ja auch getan hast. Davon habe ich einiges übernommen, weil ich es auch für mich sinnvoll und praktisch finde. Man braucht ja auch eine Arbeitsumgebung, die möglichst flottes Arbeiten ermöglicht. Korrekturen sollten auch leicht machbar sein und möglichst wenig Hin- und Herschalten zwischen Programmen nötig machen. Und Umlaute und "ß" sollten gehen, jedenfalls für einen Deutschen...
Ja, und dann die Foren: ich habe auch immer wieder die Erfahrung gemacht, daß es überall wenigstens ein paar Leute gibt, die sich besonders gut auskennen und die auf fast alles eine Antwort wissen. Die von Dir genannten Namen merke ich mir und schaue mir mal deren Beiträge an. Auch wenn man nicht immer alles braucht, was man so liest: es gibt immer wieder "Goldkörnchen", die man für späteren Gebrauch einsammeln kann oder muß.
Und ich habe beschlossen, auch ein wenig zum Projekt Lilypond beizutragen, indem ich an der Übersetzung der deutschen Handbücher mitarbeite, da ich gesehen habe, daß die noch nicht komplett übersetzt sind. Antwort auf manche Fragen, die ich dort gesucht habe, haben einfach gefehlt und waren nur im englischen Handbuch vorhanden. Das ist eine Menge Arbeit für Freiwillige, die das so nebenbei machen. Das kann man in kurzer Zeit gar nicht schaffen. Ich werde mich danach erkundigen.
Bis bald...