Autor Thema: Steirische Harmonika  (Gelesen 5423 mal)

Arnold

  • Member
Steirische Harmonika
« am: Montag, 23. Februar 2009, 11:08 »
Hallo,

gibt es bereits Lilypond-Definitionen für die Tabulaturschrift der Steirischen Harmonika?

etilli33

  • Member
Re: Steirische Harmonika
« Antwort #1 am: Montag, 23. Februar 2009, 13:44 »
Hallo,
so weit ich sehen kann, nicht. Das einzige Kapitel über Akkordion findest du hier:
http://lilypond.org/doc/v2.12/Documentation/user/lilypond/Accordion#Accordion
Du kannst auch schauen, ob es in der Schnipselsammlung: http://lsr.dsi.unimi.it/
weitere Schnipsel gibt, die dir weiterhelfen. (etwa: http://lsr.dsi.unimi.it/LSR/Search?q=accordion)
 Bis jetzt ist die Unterstützung auch nicht
fest in LilyPond eingebaut, sondern muss in jeder Datei extra bestimmt werden, wie
du aus dem Beispiel ersehen kannst: die Definitionen für die Symbole sind in der Datei
selber abgelegt. Du kannst nach dem Vorbild versuchen, eigene zu erstellen. Wenn
sie gut aussehen, ist es möglich, dass sie in LilyPond integriert werden. Schreibe einfach
deine Versuche hierher, dann sehen wir weiter.

Gruss
Till

Arnold

  • Member
Re: Steirische Harmonika
« Antwort #2 am: Mittwoch, 25. Februar 2009, 17:33 »
Nun, in den angegebnenen Seiten ist im wesentlichen nur das chromatische Akkordeon (mit seinen Diskant-Register-Knöpfen) abgehandelt. Von einer wechseltönigen, diatonischen in Tabulaturschrift ist nichts zu finden.

Mittlerweile habe ich mir auch schon ein paar Gedanken gemacht:

ls Lilypond-Neueinsteiger mit Postscript-Erfahrung stelle ich mir den Aufbau in etwa so vor:


\include "steirische.ly"

Stimme1_TabTreble = \steirischeTrebleMode {   % (1)
  \time 4/4  Me4 La  ... }
Stimme1_TabBass = \steirischeBassMode {       % (2)
  \time 4/4  \Push s4\KB s\KA ... \Pull ... }
Stimme1_SoundTreble = {
  \clef treble \time 4/4 c''4 d' ... }        % (3)
Stimme1_SoundBass = {
  \clef bass \time 4/4 c,4 g, ... }           % (4)


<<
  \new SteirischeTrebleStaff        \Stimme1_TabTreble
  \new SteirischeBassStaffRosenzopf \Stimme1_TabBass
  \new SmallPianoStaff <<
    \new SmallStaff \Stimme1_SoundTreble
    \new SmallStaff \Stimme1_SoundBass
  >>
>>

Anmerkungen dazu:
(1) Tastennamen, keine Tonnamen (quasi ähnlich drummode)
    Vorgeschlagener Stil:
        Zwei Buchstaben, jeweils Konsonant und Vokal
        'L' steht für den Gleich- bzw. (unterer) Orientierungston, Buchstaben davor tiefer, danach höher
        'a' für 1. Reihe, 'e' für 2. Reihe, ...
    Ohne eine komplette Instrumentenbeschreibung und die Aktionsinformation (\Push oder \Pull) kann kein MIDI abgeleitet werden.
    Die Bestimmung der Notenkopfform und die Positionierung der Notenköpfe im Akkord (wenn Töne aus mehreren Reihen gespielt werden) ist für mich noch ein großes Problem.
    Tondefinition quasi:
      (Fa () #f -11)   (Fe () #f -10)   (Fi heavycross #f -9)    (Fo heavycross #f -8)
      (Ga () #f -9)    (Ge () #f -8)    (Gi heavycross #f -7)    (Go heavycross #f -6)
      (Ha () #f -7)    (He () #f -6)    (Hi heavycross #f -5)    (Ho heavycross #f -4)
      (Ja () #f -5)    (Je () #f -4)    (Ji heavycross #f -3)    (Jo heavycross #f -2)
      (Ka () #f -3)    (Ke () #f -2)    (Ki heavycross #f -1)    (Ko heavycross #f  0)
      (La () #f -1)    (Le () #f  0)    (Li heavycross #f  1)    (Lo heavycross #f  2)
      (Ma () #f  1)    (Me () #f  2)    (Mi heavycross #f  3)    (Mo heavycross #f  4)
      (Na () #f  3)    (Ne () #f  4)    (Ni heavycross #f  5)    (No heavycross #f  6)
      (Pa () #f  5)    (Pe () #f  6)    (Pi heavycross #f  7)    (Po heavycross #f  8)
      (Qa () #f  7)    (Qe () #f  8)    (Qi heavycross #f  9)    (Qo heavycross #f 10)
      (Ra () #f  9)    (Re () #f 10)    (Ri heavycross #f 11)
      (Sa () #f 11)    (Se () #f 12)
      (Ta () #f 13)
    Vielleicht gleich nach oben und unten erweitern mit »B«, »C«, »D« und am anderen Ende mit »W«, »X« und »Z«.
    Lieber nur Kleinbuchstaben verwenden?
    Vielleicht noch eine fünfte (»u«) und sechste (»y«) Reihe hinzufügen mit Rauten-Notenkopf (»harmonic-mixed«).
    Vielleicht noch »p« (Push) bzw. »l« (Pull) an die Namen hinten anfügen, damit eine MIDI-Ausleitung aus dem Diskant möglich wird.
      Allerdings braucht man dann einen steirischeTrebleMode für jede Stimmung, und im Baß geht's auch nicht so einfach.


(2) Ähnlich einem RhythmicStaff darzustellen.
    Das 'fette' 1-Linien-System wird bei \Push 'eingeschaltet', bei \Pull 'ausgeschaltet'
    Meistens werden unsichtbare Noten angegeben (nur um die Position der Baßtastennamen festzulegen)
    Werden (wegen abweichener Rhythmen) sichtbare Noten angegeben, liegen diese unter dem dicken Strich, mit Hälsen nach unten.
      Oder liegt die Einstrich-Notenlinie etwas höher, so daß die Noten auf der Mitte der Notenzeile unter der dargestellten Linie erscheinen? Aber bei Pausen braucht man noch einen weiteren Versatz nach unten.
    Schön wäre, wenn die 'neutrale' Baßtastenangabe wie z. Bsp. »s\KA s\Ka s\KB s\Kb s\KD s\Kd s\KE s\Ke«
      bei SteirischeBassStaffRosenzopf  als »A a B b D d E e« ausgegeben wird,
      bei SteirischeBassStaffDerschmidt als »A a B b D d G g« ausgegeben wird,
      bei SteirischeBassStaffPauli      als »A a B b B2 b2 C2 c2« ausgegeben wird,
      bei SteirischeBassStaffSchaborak  als »A a B b B' b' C' c'« ausgegeben wird.
        Ist eine indirekte Definition über Variablen, die erst im Staff gesetzt werden, möglich?
    Die zum "Pushbar umfunktionierte" Notenzeile sollte bei Schlüssel und Takt (Tonart gibt in der Tabulatur eh nicht) am Anfang und Ende der Notenzeile ausgeblendet sein.

(1) bis (4)
    Ich stelle mir vor, daß diese Stimmdefinitionen in einer include-Datei stehen.
    Eine "externe Applikation", welche dann auch die Instrumentenbeschreibung verwaltet, erzeugt diese Datei, mit etwas graphischer Editier-Unterstützung.
    Die Entwicklung dieser Applikation wäre wohl ein 6-Monats-Projekt, bis ich etwas erstes Nutzbares habe.
    Folglich, lieber etwas wohlüberlegtes in Lilypond aufbauen, als einen Schnellschuß knapp daneben.



Eine Instrumentenspezifische Tabulaturbeschreibung (mit unschön schlanken Kreuz-Noten) habe ich angehängt (bayerland.ly).
Erste Gehversuche habe ich in steirische-test.ly unternommen.
Einen Drei-Reihen-Notencluster habe ich in dreireihiger_notenkopfcluster.bmp (freihand) skizziert.


« Letzte Änderung: Donnerstag, 26. Februar 2009, 13:14 von Arnold »

etilli33

  • Member
Re: Steirische Harmonika
« Antwort #3 am: Donnerstag, 26. Februar 2009, 08:25 »
Hallo, sehr viel Arbeit!
Ich bin vollständig ignorant, was derartige Instrumente angeht, aber ein paar Dinge sind mir aufgefallen:
-Du sprichst von Tabulatur, benutzt aber normale staff- und voice-Kontexte (die du umedifiniert hast)
-Wenn du das aktuell entwickeln möchtest, sodass es auch weiterbenutzbar ist, würde ich dir empfehlen, die Version 2.12 einzusetzen
-Die Datei muss in utf8 abgespeicert werden, nicht ISO 8859-1

Sind die Notationsformen, die du beschreibst, der Standard, oder entwickelst du eine neue Notationsform für das Instrument? Wenn a), dann würde ich versuchen, ohne ein zusätzliches programm auszukommen, wenn b) würde ich es sehr stark vereinfachen :-) Das schöne an der Standardnotationssprache von LilyPond ist ja eben, dass sie einfach zu verstehen ist und auch einfach einzugeben ist. Vielleicht sollte man sich also eher an dem musikalischen Inhalt orientieren (und eben G schreiben, wenn es klingt), und es dann abhängig von dem gewählten Instrument LilyPond überlassen, das richtig auf die Noten zu schreiben. Also eine Herangehensweise, die nicht vom Spieler aus denkt, sondern vom musikalischen Inhalt.

Sehr viel Hilfe kann ich dir leider nicht bieten... ich kann mich auch nicht mehr. Auf der Lilypond-Liste finden sich einige Unterhaltungen zu dem Thema, vielleicht lohnt es sich, da mal wieder eine Anfrage zu stellen und es findet sich jemand, der mit arbeiten will -- es wäre doch schön, wenn man für alle Akkordeone eine Lösung findet (oder sind die zu unterschiedlich?). Meiner Meinung nach sollten die Definitionen auch richtig in Lilypond eingefügt werden und nicht nur als Schipsel zur Verfügung gestellt werden, aber dazu muss das natürlich eine bestimmte Qualität aufweisen.

Gruss
till

Arnold

  • Member
Re: Steirische Harmonika
« Antwort #4 am: Donnerstag, 26. Februar 2009, 13:12 »
Zuerst, ich habe noch die Datei bayerland.ly aktualisiert und die PS-Datei gepatcht, um das gewünschte Ergebnis als PDF zu erzeugen.

Die Version 2.12 habe ich auch schon auf meinem Rechner installiert - doch die Version war nicht mit meinem (nicht lachen!) Pentium MMX 233 MHz unter Windows NT 4.0 kompatibel. Genauer gesagt, vo Kernel32.DLL haben zwei DLLs der Installation zwei Routinen verlangt, die es in dieser Windows-Version gar nicht gibt. Ich habe sogar versucht, diese LIBs auf eine Ausweich-DLL umzubiegen (Kernel34.DLL), aber dann ist das Programm abgestürzt, ohne daß ich der Ursache auf den Grund gehen konnte. Die Quellcodes selbst zu übersetzen war mit (im AugenblicK) zu mühsam. Und für eine neues (weiters, genaugenommen drittes Betriebssystem, mämlich Linux) auf dem Notebook müßte ich auch ettliche Zeit investieren (neue Festplatte besorgen; alte in die neue spiegeln; Partitionen ändern; NT überreden, daß es trotz Überschreitung seines 120-GB-Treiberlimits mit der Festplatte zufrieden ist und nur die ersten 120 GB benutzt, der Rest steht dann Linux und OpenDos zur Verfügung). Das UTF-8-Probem unter Windows-NT (kein Editor) habe ich so gelöst, daß ich 16-Bit-Unicode-Dateien (*.lyw) editiere, und mit einem kompilierten Programm in UTF-8 konvertiere (*.ly), lilypond starte (unter »mode con cp select=65001«), und anschließend die PDF-Datei durch das Handling-Programm öffne.

Es ist die offizielle Schreibweise für die Steirische Harmonika, die "Griffschrift nach Rosenzopf". Das Doppelkreuz als Notenkopf wird auch schon durch irgendwelche AddOns zu komerziellen Notensatzprogrammen verwendet. Für die Halbe in der dritten oder vierten Reihe gibt es (zumindest in den im Internet von mir gefundenen Notenbeispielen) keinen speziellen Notenkopf, es wird eine Halbe mit vorangestellten Doppelkreuz verwendet. Das bedeutet aber die theroretische Verwechslungsgefahr, es als "Viertel in der dritten Reihe plus ein Halbe in der ersten Reihe" zu interpretieren.

Ich sehe durchaus beide Herangehensweisen:
a) ich habe eine Stimme für die Steirische, möchte diese in Lilypond eingeben und dazu eine Stimme für das chromatische Akkordeon mit ausdrucken - passend zur Stimmung meines Instruments.
b) Ich habe eine Melodie, und möchte diese für die Steirische setzen:
   - ich suche eine passende Stimmung des Instrumens (und einen entsprechenden Instrumenttyp) aus, der alle benötigten Töne haben sollte.
   - Ich wähle aus, welche Etappen ich auf Zug, und welche ich auf Druck spielen möchte
   - Ich gebe meine Noten ein
   - Ich hoffe, daß
       1. alle Noten auf dem Instrument im gegebenen Spielzustand (Druck/Zug) auch vorhanden sind
       2. daß das Notensatzprogramm von den mehrfach (oft 3 Mal) vorhandenen Tönen automatisch die bequemste Grifflage sucht, so daß ich nur in max. 1 % der Fälle nachträglich korrigierend eingreifen muß

Mein bisheriger Ansatz bezieht sich vor allem auf den Fall a), und voraussichtlich würde ich dazu eine Ableitung des DrumStaff verwenden.

Inwieweit die Griffschrift nach Rosenzopf oder Varianten davon auch für andere wechseltönige, diatonische Akkordeons außer der Steirischen benutzt wird, kann ich leider nicht sagen. Wenn die Voraussetzungen gleich sind (im Diskant eine Kopftastatur, die Reihen zueinander jeweils versetzt, und eine kleinere Anzahl von Tasten auf der Baßseite, die mit Kurzzeichen beschrieben werden), dann kann diese Griffschrit natürlich auch auf diese Instrumente angewandt werden. Das bekannteste dieser Familie scheint die Streirische zu sein.

Arnold

  • Member
Re: Steirische Harmonika
« Antwort #5 am: Freitag, 27. Februar 2009, 13:26 »
Das ganze scheint sich doch etwas aufwendiger zu gestalten als ich zuerst angenommen habe.
Also komme ich nicht so schnell zu einer "aufgemotzten Eingabehilfe, welche die geünschte Optik im Ergebnis bereits bringt (wenn auch durch »Verbiegen« der Standardeingabe), um durch praktische Anwendung Erfahrung zu sammeln, welche automatisierbaren Formatierungsmethodiken (z. Bsp. Auswahl der passenden Taste - von dreien) sinnvoll anzuwenden wären" - und damit wird der Weg, so etwas in den Lilypond-Standard einmal hereinzubringen, noch länger.

tao

  • Member
Re: Steirische Harmonika
« Antwort #6 am: Samstag, 28. Februar 2009, 18:37 »
Hallo,

ich habe vor kurzem eine Funktion geschrieben, die Automation mit eigenen Notenköpfen im \drummode ermöglicht.

Hier eine Beispielanwendung:
http://www.mail-archive.com/lilypond-user@gnu.org/msg45566.html

Das Doppelkreuz als stencil für Notenköpfe zu definieren ist einfach, da das Symbol ja schon vorhanden ist.
Dann müsstest du nur noch deine eigene drum-table definieren (was du ja ansatzweise bereits getan hast) und dann mit meiner Beispielfunktion den Doppelkreuz-Kopf auf die jeweiligen Notennamen anwenden.
Es könnte allerdings sein, dass die Namen Fa, La und Mi problematisch werden könnten, da das die Standardnamen für F, A und E in den romanischen Sprach-Inis sind, wie z.B. espanol.ly oder italiano.ly. Da diese im drummode allerdings eh nicht verwendbar sind könnte es sein, dass man den Namen in diesem Fall doppelt belegen kann. Auf jeden Fall testen!

Ich hoffe das hilft dir weiter.

tao