Autor Thema: Alterationen bz. makam  (Gelesen 1868 mal)

erich

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Alterationen bz. makam
« am: Samstag, 23. Januar 2016, 17:23 »
Hallo

Mit dem Paket makam.ly gibt die Möglichkeit türkische Musik zu produzieren. Für die Alterationen treten dort die Werte 5/18, 6/18, 1/9, 4/9, 5/9 und 8/9 auf. Mit interessiert, welche Tonhöhen daraus für die Midi-Ausgabe berechnet werden. Mir scheint, als würde von der gleichstufigen Stimmung (12 EDO) ausgegangen und dass sich die Brüche auf den Ganztonschritt von 200 Cent beziehen; dass also die Brüche mit 200 zu multiplizieren sind, um die Alterationen in Centwereten zu berechnen. Weiß jemand genauerest?

LG
Erich

fugenkomponist

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #1 am: Samstag, 23. Januar 2016, 20:23 »
Ich sehe keinen Grund, warum das anders sein sollte. Wenn aus diesen Brüchen andere Tonhöhen würden, würde sich die Umrechnung ziemlich sicher in der selben Datei befinden; wenn man eine andere Ausgabe wollte, könnte man ja gleich die Alterationen entsprechend anders definieren, also wirds so eine Umrechnung vermutlich nicht geben.

Der MIDI Tuning Standard legt als Tonhöhen tatsächlich eine gleichstufige Stimmung mit Kammerton 440 Hz fest.

Wofür brauchst du das denn? Hättest du gerne eine andere Ausgabe bei gleicher Eingabe? Dann sehe ich drei Möglichkeiten:
1. Die Brüche in makam.ly bearbeiten.
2. Eine Musikfunktion schreiben, die Tonhöhen ändert.
3. Die fertige MIDI-Datei mit einem externen Programm bearbeiten.
« Letzte Änderung: Samstag, 23. Januar 2016, 20:28 von fugenkomponist »

erich

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #2 am: Samstag, 23. Januar 2016, 20:53 »
Hallo Fugenkomponist,

zu Deiner Frage, wozu ich das brauche.
Ich sehe die Möglichkeit, analog zur Programmierung von makam.ly Musik in reiner Stimmung in Midi auszugeben, wenn ich das syntonische Komma als Vorzeichen einführe. Wenn Dich das interessiert, könnte ich auch ausführlicher werden.

Gruß
Erich

mgd

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #3 am: Sonntag, 24. Januar 2016, 00:37 »
Hallo Erich,

wenn du dich für reine Stimmungen interessierst, dann ist makam ggf. nicht der bestmögliche Ansatz. Ich würde mal http://x31eq.com/lilypond/ anschauen. Die Seite gibt eine Einführung, wie man in LP Microtonalität darstellen kann. Die Zahl der Stufen in deiner Skala kannst du i.P. frei wählen. Für einige wenige findest du vordefinierte Konfigurationen.

LG,
Michael

erich

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #4 am: Sonntag, 24. Januar 2016, 10:22 »
Hallo Michael,

danke für den Hinweis auf x31ed.com, der mir bekannt war. Gerade das Beispiel in 43 EDO aus der Sammlung Impromptus D935 hat mich überzeugt, dass die Stimmung einen wesentlichen Einfluss auf die Transparenz der Musik, insbesondere die Güte der Bässe, haben kann.

Was meiner Meinung nach durch eine Gleichstufigkeit nicht geleistet werden kann, sind die Übergänge von F-Dur zu D-Moll, B-Dur zu G-Moll, Es-Dur zu C-Moll, As-Dur zu F-Moll, A-Dur zu Fis-Moll, E-Dur zu Cis-Moll, B-Dur zu Gis-Moll und Fis-Dur zu Dis-Moll.
In diesen Fällen ist das Moll jeweils um ein syntonisches Komma zu hoch. Das Gleiche gilt auch entsprechend in der umgekehrten Richtung. Und überhaupt scheint das syntonische Komma generell nicht beachtet zu werden, es scheint zu Gunsten einer mitteltönischen Stimmung eliminiert zu sein. Es wäre schon interessant, ob man einen Unterschied hören könnte, aber dazu muss man experimentieren.

lG
Erich

fugenkomponist

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #5 am: Sonntag, 24. Januar 2016, 10:42 »
Ich find ja, dass dieses Beispiel absolut fürchterlich klingt, z. B. ist gleich der erste Akkord kein Moll und die Oktaven sind nicht rein … Oder liegt das an meinem VLC-Player unter Linux?

erich

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #6 am: Sonntag, 24. Januar 2016, 11:00 »
Hallo Michael,
gut, dass Du drauf hinweist. Wie ich schon sagte, stimmt Moll nicht! Umso mehr fühle ich mich motiviert, Musik in reiner Stimmung erklingen zu lassen. Wieweit unsere Rechner und Soudkarten gute Messinstrumente sind, vermag ich nicht zu sagen.
Gruß Erich

mgd

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Re: Alterationen bz. makam
« Antwort #7 am: Sonntag, 24. Januar 2016, 17:09 »
Die letzte Anmerkung war von fugenkomponist (nur der Vollständigkeit halber) :)

Unsere Rechner und Soundkarten sind heutzutage von hinreichend guter Qualität, um für die Ohren alle relevanten Experimente machen zu können. Die Frage ist, wieviel Aufwand bist du bereit in die Programmierung deiner Software Synthesizer zu stecken.

Das Problem mit reiner Stimmung ist ja letztlich nicht lösbar - wir hätten nicht diese enorme Menge an verschiedenen Stimmungen und Stimmungssystemen, wenn das Problem eine Lösung hätte. Wie die Dinge liegen muss am Ende immer irgendwo ein Kompromiss eingegangen werden. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass bei guten Chören im Falle von aufeinander folgenden gleichen Tönen diese ev. um winzige Nuancen anders intoniert werden, wenn sich das harmonische Gerüst ändert. Ich wünsche viel Spaß dabei, das in ein Regelsystem zu betten.

Ein anderer Gesichtspunkt:
Ich denke die Forderung nach reiner Stimmung ignoriert spieltechnische Randbedingungen der Instrumente. Bis auf Streicher und die menschliche Stimme, sind beliebige Frequenzen nicht oder nur mit enormem Aufwand zu realisieren. Von der Posaune abgesehen gilt letzteres z.B. für alle Blasinstrumente (ich weiß man kann Töne "ziehen", aber das ist in Läufen kaum realistisch). Orgel und alle anderen Tasteninstrumente, nahezu alles Schlagwerk (soweit sie Tonhöhen produzieren). Die Liste lässt sich noch verlängern.

Ein Regelwerk müsste also noch versuchen, die auf diesen Instrumenten erreichbaren Naturtöne zu berücksichtigen. Ohne das im Detail untersucht zu haben bezweifle ich, dass es für die nicht trivialen Fälle im Zusammenspiel eine (korrekte, ohne Kompromisse) Lösung gibt.

Aber ich lasse mich hier gern widerlegen :)

Liebe Grüße,
Michael