Autor Thema: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?  (Gelesen 8679 mal)

Manuela

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Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« am: Dienstag, 3. Februar 2015, 06:07 »
Guten Morgen an alle  :)

Ich hatte mir das so gedacht: ich erstelle eine passende Vorlage (die ich inzwischen im Akkordeon Forum gepostet habe) und tippe für jedes Stück "nur" noch die Noten dazu ein.

Tatsache ist, dass die Eingabe quälend langsam geht, obwohl ich recht flott tippen und  auch gut Noten lesen kann. Für ein nicht einmal sonderlich kompliziertes Blatt habe ich am Sonntag einen ganzen Tag gebraucht und bin kaum zum Spielen gekommen  :(

Deswegen wollte ich fragen, wie genau ihr vorgeht. Gebt ihr zuerst die Noten ein und fügt später Phrasierungszeichen, Bögen etc hinzu? Oder gleich alles vollständig (wie ich es derzeit mache). Wie oft kompiliert ihr während der Eingabe (ich arbeite mit Frescobaldi, der verführt natürlich dazu, ständig zu kompilieren). Ist ein anderer Editor empfehlenswerter?

Wie teilt ihr die Noten auf? Für jeden Takt eine Zeile, oder 2 Takte je Zeile?

Ich möchte mir ein sinnvolles System angewöhnen, bevor ich in größerem Umfang Notenblätter erfasse (was derzeit wegen meienr Langsamkeit eh nicht geht).

Danke für Hinweise und Tipps,
viele Grüße,
Manuela

SteuLoh

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Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #1 am: Dienstag, 3. Februar 2015, 08:14 »
Guten Morgen Manuela,

ja die Noten sind schnell eingetippt, was Zeit braucht sind Eingaben wie Text, Ausdrucksbezeichnungen, gleichzeitig erscheinende Noten, Segno, Fine am Zeilenende und andere nur ab-und-zu vorkommende Einstellungen, die der Laie in der Dokumentation suchen muß.

Ich schreibe einen Takt pro Zeile, alle 5Takte eine Nummerierung, gebe Noten und  Phrasierungszeichen, Bögen etc gleich mit ein, es seidenn ich brauche das Musikstück für verschiedene Stimmen, dann kommen Phrasierungszeichen, Bögen etc in eine Extradatei (Global).
Ich kompiliere alle 5 bis 10 Takte, benutze ebenfalls Frescobaldi.

Ich denke das sich dein Arbeitstempo mit der Übung bald erhöht. Vielleicht erhälts du noch bessere Tips von anderen Anwendern, die ich dann auch nutzen kann.

trulli

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Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #2 am: Dienstag, 3. Februar 2015, 13:48 »
Hallo,

man kann viel lernen, wenn man sich die Codes anderer Leute ansieht. Im Mutopia-Projekt gibt es derzeit leider nur ein Stück für Akkordeon:
http://www.mutopiaproject.org/cgibin/make-table.cgi?Instrument=Accordion

Ansonsten stimme ich deiner Arbeitsweise zu. Ich mache es genau so und bin jetzt etwa so schnell wie beim Schreiben mit der Hand. Als Gitarrist schreibe ich in jede Stimme gleich die Fingersätze und Lagenangaben. Ich habe auch Frescobaldi und kompiliere meistens nach einer Seite oder nach einem Sinnabschnitt. Die Kontrolle mache ich über die midi-Ausgabe.

Viel Erfolg
wünscht Trulli

Manuela

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #3 am: Dienstag, 3. Februar 2015, 15:27 »

man kann viel lernen, wenn man sich die Codes anderer Leute ansieht. Im Mutopia-Projekt gibt es derzeit leider nur ein Stück für Akkordeon:
http://www.mutopiaproject.org/cgibin/make-table.cgi?Instrument=Accordion

Trulli, danke für den Hinweis. In diesem Fall dient der Code eher als abschreckendes Beispiel  ???, die Akkordbezeichnungen sind nämlich als Liedtext codiert.

trulli

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #4 am: Mittwoch, 4. Februar 2015, 00:53 »
Zitat
die Akkordbezeichnungen sind nämlich als Liedtext codiert.

Ist doch keine schlechte Idee - dann stehen automatisch alle Akkorde ausgerichtet auf einer Linie. Geht aber natürlich auch mit \chords oder einem Text mit Y-offset.

Lily bietet viele Möglichkeiten.  8)

LG

Manuela

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Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #5 am: Mittwoch, 4. Februar 2015, 05:45 »
Ist doch keine schlechte Idee - dann stehen automatisch alle Akkorde ausgerichtet auf einer Linie. Geht aber natürlich auch mit \chords oder einem Text mit Y-offset.

Außer man will transponieren, dann schaut man in die Röhre...
« Letzte Änderung: Montag, 9. Februar 2015, 07:21 von Manuela »

loph

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Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #6 am: Samstag, 7. Februar 2015, 20:11 »
Hallo!

Ich bin selber erst frisch dabei und mache es im Prinzip genauso, wie du es dargestellt hast.

Ich habe mir verschiedene Gerüst-Dateien geschrieben (für Bass, Gitarre, Notenbeispiele) und versuche dann die Noten nur noch an zentraler Stelle einzugeben. Falls irgendwelche Spezialfälle auftauchen, schreibe ich mir diese auskommentiert in meine Gerüst-Datei hinein, sodass ich das nächste Mal nicht groß nach Lösungen suchen muss. Klappt eigentlich ganz gut.

Hier mal meine (anonymisierte ;)) Default.ly für Bass-Noten:
\version "2.18.2"

TITEL = #"HIER_TITEL_EINGEBEN"
COMPOSER = #"HIER_INTERPRET_EINGEBEN"
DATUM = #(strftime "%Y" (localtime (current-time)))
VERSION = #(string-append "" (lilypond-version))

HARMONIES = \chordmode {

}

MELODIE = \relative c {
    \mark "Intro"
    %\key d \minor
    \clef bass
    \override Glissando.style = #'zigzag

    % \mark Intro

%      \once \override Score.RehearsalMark.break-visibility = #end-of-line-visible
%      \once \override Score.RehearsalMark.self-alignment-X = #RIGHT
%      \mark \markup { \italic "Fade out" }
}

\header {
  title = \markup { \sans \TITEL }
  composer = \markup { \sans \COMPOSER }
  tagline = \markup {
    \typewriter {
      \fontsize #-1 {
\char ##x00A9 \DATUM " by MEIN_ECHTER_NAME"
}
      }
    }
}

\paper {
  top-margin = 1\cm
  markup-system-spacing = 15\cm
  indent = 0
  left-margin = 3\cm
  ragged-last = ##f

  %Stelle Abstand zwischen Titel und ersten System ein
  markup-system-spacing.basic-distance = #12

  %Definiere neue Standard-Fonts
  myStaffSize = #20
  #(define fonts
    (make-pango-font-tree "Times New Roman"
  "DejaVu Sans"
  "Consolas"
  (/ myStaffSize 20)))
}

\score {
  <<
  \new ChordNames {
    \set chordChanges = ##t
    \HARMONIES
  }
  \new Staff \MELODIE
  >>
}
     
« Letzte Änderung: Samstag, 7. Februar 2015, 20:14 von loph »

Manuela

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #7 am: Montag, 9. Februar 2015, 07:23 »
Danke für die Vorlage!  8)

Weißt du vielleicht eine Möglichkeit, bei den Akkordbezeichnungen Schriftgröße und -art zu ändern? Ich tappe diesbezüglich immer noch im Dunkel, möchte auch nicht Stunden beim Suchen nach der Lösung verbringen.
« Letzte Änderung: Montag, 9. Februar 2015, 07:32 von Manuela »

trulli

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #8 am: Montag, 9. Februar 2015, 09:24 »
HARMONIES = \chordmode {
  \override ChordName #'font-size = #5
  \override ChordName.font-name = #"Mono"
  a d g
}

Manuela

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #9 am: Montag, 9. Februar 2015, 12:31 »
Trulli, ganz herzlichen Dank.

Darf ich jetzt ganz unverschämt sein und noch eine Frage stellen. Kann ich auch die Bezeichnung ersetzen, z.B. den Buchstaben "C" für den Durakkord durch "C-Dur"?

Arnold

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #10 am: Montag, 9. Februar 2015, 12:53 »
Hallo,

auch ich benutze bei "isoierten Stücken" die Methode, eine vorhandene Vorlage wiederzubenutzen.
Dabei kommentiere ich oft erst einmal die alten Stimmdefinitionen (z. Bsp. Diskant, Bass) aus - um in der Datei die seltener benutzten Artikulationen nachschlagen und auch kopieren zu können.
Wenn ich eine Eingabe suche, die ich schon einmal gemacht habe, dann durchsuche ich meist mit dem "grep"-Kommando (Windows-Variante des Unix-Befehls) erst einmal bereits vorhandene Nutzungen nach Schlagwörtern - oft weiß ich ja noch, wie es ungefähr geht.

Bei "kombinieren Stücken" (mehrere Stimmen und eine Partitur) sind dann die Stimmdefinitionen (Akkorden-Diskant und Akkordeon-Bass) in einer separaten Datei, genauso alle weiteren Instrument-Stimm-Defninitionen in je einer Datei. Und jedes zu druckende Notenblatt (Partitur, Einzelstimme) hat nochmal seine eigene LY-Datei (mit include der Stimmen).

Ich bin einer der wenigen Kommandozeilenanwender, aber Point-and-Click funktioniert auf meinem Rechner sehr gut.
Bisher benutze ich den Windows-Notepad als Editor. Ein Fernziel ist, basierend auf den lilypad-Quellcode einen ordentlichen Editor zu erstellen, welcher dem Windows-Notepad allgemein ebenbürtig ist (außer: nur UTF-8-Dateien zu untersützen) und noch ein paar Spezialfunktionen für Lilypond enthält.

Meistens beginne auch ich jeden Takt in einer neuen Textzeile, aber eine Reihe von Ganztakten - vielleich noch durchgebunden - schreibe ich gerne in einer einzigen Textzeile. Das kann man sich leisten, wenn (wie gesagt) Point-and-Click funktioniert.
Am Anfang jeder Textzeile schreibe ich generell beim ersten Ton die Tondauer noch dazu, auch wenn sie sich gegenüber der vorhergehenden Zeile nicht geändert hat - ich finde, das zahlt sich beim Kopieren von Abschnitten wieder aus.

Bei meinem Abtippen von Akkordeonnoten war die Stradella-Proxy-Methode ganz hilfreich. Als absolute Tonhöhe angegeben ist die "ein-Komma-Oktave" der einfache Baßton, die "zwei-Komma-Oktave" der Terzbaßton, die "kein-(Hoch)Komma-Oktave" der Dur-Dreiklang, die "ein-Hochkomma-Oktave" der Moll-Dreiklang, die "zwei-Hochkomma-Oktave" steht für den Septakkord, und die "drei-Hochkomma-Oktave" für den verminderten. Das ganze wird dann durch eine ganze Pipeline von Scheme-Prozeduren in eine Baßnotenzeile umgeformt.

Arnold

Manuela

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #11 am: Montag, 9. Februar 2015, 13:48 »
Danke Arnold, das sind schon mal eine Menge Tipps von einem erfahrenen Ly-Anwender  :)

loph

  • Member
Re: Wie geht ihr bei der Erstellung eines Notenblattes vor?
« Antwort #12 am: Montag, 9. Februar 2015, 13:57 »
Hallo Arnold (ich hoffe, dass ich mal kurz vom Original-Thema des Threads abweichen darf),

Ich bin einer der wenigen Kommandozeilenanwender, aber Point-and-Click funktioniert auf meinem Rechner sehr gut.
Bisher benutze ich den Windows-Notepad als Editor. Ein Fernziel ist, basierend auf den lilypad-Quellcode einen ordentlichen Editor zu erstellen, welcher dem Windows-Notepad allgemein ebenbürtig ist (außer: nur UTF-8-Dateien zu untersützen) und noch ein paar Spezialfunktionen für Lilypond enthält.

Wenn es dir nur um UTF-8 geht, so kann das auch der andere Standard-Editor von Windows "TextPad" (einfach bei "Speichern unter.." als Dateityp "Unicode txt" auswählen).

Ansonsten habe ich es (allerdings nach viel Fummelei) geschafft den Editor "gVim" inklusive Lilypond-Integration unter Windows zum Laufen zu bekommen. Ich denke das könnte für dich auch eine Alternative sein.

Grüße,
Jo

ingmar

  • Member
Mehrstimmige Partituren
« Antwort #13 am: Montag, 9. Februar 2015, 15:02 »
Ich schreibe fast ausschließlich mehrstimmige Partituren.

Dazu schreibe ich die Einzelstimmen in eine eigene Datei, die ich anschließend kompiliere und korrekturlese, bis sie stimmt.

Auch ich schreibe pro Takt normalerweise eine Zeile, beim ersten Ton der Zeile mit Längenangabe. Alle 5 oder 10 Takte (oder auch bei Zeilenwechsel des Originals) füge ich einen Kommentar ein zur Orientierung.

Anschließend wandle ich den Text in eine Variablendefinition um ( " \ERSTESTIMME = { <bisheriger text> }" ) und lege eine eigene Datei für die Partitur an, die die andere Datei importiert. Hierfür greife ich meist auf eine existierende Partitur zurück und wandle sie entsprechend ab.

Manchmal gibt es weitere zusammenfassende Dateien, wie etwa eine transponierende Partitur, Einzelstimmen, etc.

Ich habe meine Konventionen für die Namen der Files, an die ich mich immer halte. Sämtliche Files für ein Stück liegen immer in einem einzigen spezifischen Ordner, der nach dem Komponisten und Werk benannt ist. Der Ordner muss ausreichen, um alle nötigen Noten zu erzeugen, sollte aber normalerweise nichts Unnötiges enthalten - d.h. ich habe mir keine allgemeinen Bibliotheken angelegt.

Mein größtes Problem ist, dass ich immer wieder Lösungen für kleine Probleme suche, die ich in der Vergangenheit schon gefunden hatte, wo ich aber nicht mehr weiß, wo. Wahrscheinlich muss ich mir dafür mal eine eigene Datei machen und diese Dinge dort sammeln...


Gruß,
--ingmar
« Letzte Änderung: Mittwoch, 3. Juni 2015, 19:42 von ingmar »

Manuela

  • Member
Re: Mehrstimmige Partituren
« Antwort #14 am: Dienstag, 10. Februar 2015, 06:47 »
Mein größtes Problem ist, dass ich immer wieder Lösungen für kleine Probleme suche, die ich in der Vergangenheit schon gefunden hatte, wo ich aber nicht mehr weiß, wo. Wahrscheinlich muss ich mir dafür mal eine eigene Datei machen und diese Dinge dort sammeln...

Dazu darf ich vielleicht einen Tipp geben  :) : ich habe mir für jedes Programm bzw. Programmiersprache (Excel VBA, SQL etc.) eine eigene Datei (Word o.ä.) mit Tipps angelegt, wo ich Sachen sammle, auf die ich irgendwann draufgekommen bin. So muss ich nicht immer wieder das Rad neu erfinden.

Werde ich demnächst für Lily auch machen, gute Idee :)
« Letzte Änderung: Dienstag, 10. Februar 2015, 06:54 von Manuela »