Autor Thema: Triolen gleichmäßig quetschen  (Gelesen 2906 mal)

Castor

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Triolen gleichmäßig quetschen
« am: Sonntag, 24. August 2014, 13:55 »
Hallo alle zusammen!

Ich hab zuhause eine hässliche Kopie von Roland Dyens' "Tango en Skaï", die ich mit Lilypond nochmal schön abschreibe.

Wie im ersten Bild (Anhang) zu sehen ist, wirkt hier alles ein bisschen gequetscht, vor allem was die Triolen betrifft. In Kombination mit den einfachen Achteln in der Parallelstimme quetscht Lily bei Platzmangel sie nicht gleichmäßig zusammen, sondern wie an den rot umrandeten Stellen deutlich zu sehen ist.

Gibt es irgendeine (einfache) Möglichkeit, irgendeinen override-Befehl, der die Abstände zwischen den Noten auch in solch "engen" Fällen gleichhält?

Um nicht den komplizierten Code hierrein kopieren zu müssen, hab ich mal noch ein einfacheres Beispiel gemacht, wo dasselbe passiert (Bild 2 im Anhang):

\version "2.18.2"

\relative c' { 
  << { \times 2/3 { c8 e g c, e g c, e g c, e g \noBreak
                    c, e g c, e g c, e g c, e g \noBreak
                    c, e g c, e g c, e g c, e g \noBreak
                    c, e g c, e g c, e g c, e g } } \\
       { e, \repeat unfold 31 e } >>
}

Danke schonmal für jede Hilfe!

lg, Castor

edit: p.s.: natürlich könnte man einfach einen Zeilenumbruch mehr machen, aber im Original ist es genauso. Da liegt (Bild 1) der Taktstrich etwas weiter rechts, sodass die 32tel enger stehen und die Triolen im Takt davor mehr Platz haben ...
« Letzte Änderung: Sonntag, 24. August 2014, 13:57 von Castor »

fugenkomponist

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #1 am: Sonntag, 24. August 2014, 23:28 »
Hm … es gibt ja die proportionale Notation. Dazu auch recht ausführliche Dokumentation (glaube ich) und einige Threads hier im Forum, worauf ich jetzt mal verweise, da ich die selbst nie verwende.

Zur ersten Stelle: für mich sieht das nach nem Bug aus, dass das so ungleichmäßig ist.
Zur zweiten Stelle: Du könntest probieren, die Fingersatz-Vier nach oben zu setzen statt nach links.

Und eine Bemerkung, die ich mir nicht verkneifen kann: „Im Original ist es genauso.“ Aber ist das Original nicht „hässlich“? Und hast du mal geschaut, ob dir die von LilyPond gewählten Zeilenumbrüche nicht vielleicht besser gefallen (bzw. das Notenbild, was dabei herauskommt, als ganzes)? (Bitte nicht als Meckern verstehen, ich wundere mich nur, dass so oft von LilyPonds Standardverhalten abgewichen werden soll, wo ich selbst zumindest keinen Grund sehe ;) )

trulli

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #2 am: Montag, 25. August 2014, 08:44 »
Eigenschaften der proportionalen Notation:
http://www.lilypond.org/doc/v2.18/Documentation/notation/proportional-notation

Angewendet für dein Beispiel:
\version "2.18.2"

\relative c' {
  <<
    \set Score.proportionalNotationDuration = #(ly:make-moment 1/8)
     { \times 2/3 {
                    c8 e g c, e g c, e g c, e g \noBreak
                    c, e g c, e g c, e g c, e g \noBreak
                    c, e g c, e g c, e g c, e g \noBreak
                    c, e g c, e g c, e g c, e g } } \\
       { e, \repeat unfold 31 e } >>
}

Das Notenbild des Tangos finde ich sehr überladen und viel zu eng gesetzt. Es ist ja bekannt, dass Dyens viel an die Noten schreibt - darum muss nach meiner Meinung viel mehr Platz zwischen den Noten gelassen werden. Lass doch mal Lily die Zeilenumbrüche machen oder setze die Noten gleich weiter auseinander [z.B. mit \override SpacingSpanner.base-shortest-duration = #(ly:make-moment 1/300)].

Gruß

Castor

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #3 am: Montag, 25. August 2014, 12:13 »
Danke dir trulli!

Ich habe jetzt nicht deine Variante genommen, stattdessen habe ich uniform-stretching auf ##t gesetzt. Jetzt sieht es so aus wie in Bild 1 (Anhang). Zum Vergleich nochmal das "hässliche" Original (hässlich nicht weil hässlich gesetzt, sondern weil schlechte Qualität, schief und vollgekritzelt) als 2. Anhang.

Lass doch mal Lily die Zeilenumbrüche machen.

Ja, hatte ich zuerst auch vor, aber Lily wollte (siehe Bild) die beiden Takte der untersten Zeile auf keinen Fall zusammen lassen. Dadurch war der letzte Takt, der im Bild zu sehen ist (der mit den 32teln), nun allein auf einer Zeile, und das sah wiederum zu sehr gedehnt aus (wie ich finde, das ist sicherlich auch Ansichtssache).

Und eine Bemerkung, die ich mir nicht verkneifen kann: „Im Original ist es genauso.“ Aber ist das Original nicht „hässlich“? Und hast du mal geschaut, ob dir die von LilyPond gewählten Zeilenumbrüche nicht vielleicht besser gefallen (bzw. das Notenbild, was dabei herauskommt, als ganzes)? (Bitte nicht als Meckern verstehen, ich wundere mich nur, dass so oft von LilyPonds Standardverhalten abgewichen werden soll, wo ich selbst zumindest keinen Grund sehe ;) )

Naja, mit "hässlich" meinte ich wie gesagt nicht den Notensatz (es gibt glaube nur eine Ausgabe des Tangos), sondern die hässliche Kopie, die ich davon habe, und mit der ich das Stück gelernt habe. Ansonsten kann ich deinen Gedankengang auch voll nachvollziehen, nur hier kam dazu, dass das Stück andernfalls nicht so schön auf 2 Seiten gepasst hätte und ich ja im Original gesehen habe, dass der zugegebenermaßen enge (aber nicht überladene!) Notensatz, wenn gleichmäßig verteilt, gut aussieht (siehe Bild 2). Wenn ich andere oder eigene Stücke notiere, lass ich Lily auch mehr Freiraum.

@fugenkomponist: Die Fingersatz-4 nach oben zu schieben habe ich schon probiert, aber die Noten sind dadurch nicht nachgerutscht. Es war dann einfach eine Lücke da und die 4 stand weiter oben. Da ich ja jetzt eine Lösung gefunden habe, ist das aber nciht so schlimm. Danke dir trotzdem für deine Ideen (:

Danke also nochmal an euch beide und viele Grüße!

Castor

fugenkomponist

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #4 am: Montag, 25. August 2014, 13:04 »
Ja, so sieht das schon gut aus. Ansonsten wäre noch eine Idee gewesen, den Takt mit der 32tel-Triolen nach der Hälfte mit nem \bar "" zu versehen, das hätte LilyPond erlaubt, an der Taktmitte zu brechen.

Edit: bin mir gerade nicht ganz sicher, kann sein, dass man dann trotzdem von Hand nen \break setzen müsste (also \bar "" \break), weil LilyPond trotz Taktstrich erstmal nur auf ganzen Takten

Edit: Hier ein Beispiel, dass man da keinen \break von Hand setzen muss:
\version "2.19.10"

\relative c' {
  \repeat unfold 30 c
  \bar ""
  \repeat unfold 34 c
  \repeat unfold 32 c
}
Nur wird dann halt keine Taktzahl angezeigt (die Zählung bleibt aber richtig).
« Letzte Änderung: Montag, 25. August 2014, 13:15 von fugenkomponist »

Castor

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #5 am: Montag, 25. August 2014, 13:11 »
stimmt, das wäre auch noch eine gute Idee gewesen. Darauf war ich gar nicht gekommen, das werde ich nächstes Mal bei so einem Fall sicher aufgreifen (:

fugenkomponist

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #6 am: Montag, 25. August 2014, 13:19 »
Ach ja, noch eine Frage zum Stück: Wie soll ich mir ein Pizzicato auf einer Gitarre vorstellen? Ich mein, das ist doch ein Zupfinstrument …
Oder werden Linke-Hand-Pizzicati so bezeichnet bei euch (daran erinnern mich jedenfalls die +-Zeichen)?

trulli

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #7 am: Montag, 25. August 2014, 14:33 »
Wie soll ich mir ein Pizzicato auf einer Gitarre vorstellen?

Die rechte Handkante wird knapp am Steg quer über die Saiten gelegt (ist das Gleiche wie der Palmmute bei den E-Gitarristen). Dadurch entsteht ein abgedämpfter Ton.

In der Regel erklärt Dyens alles in einer Legende.

Grüße von Trulli

Castor

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #8 am: Montag, 25. August 2014, 14:58 »
Wie soll ich mir ein Pizzicato auf einer Gitarre vorstellen?

wie trulli es beschrieben hat. Hier nochmal ein Link zu Verdeutlichung, falls du interessiert bist: http://youtu.be/6i8KbR-6sCk
im Original sind an der Stelle x-Zeichen. Die gabs bei Lily so nicht, also hab ich +-Zeichen genommen. Die hab ich inzwischen wieder entfernt, weil die einfach nur eine alternative Bezeichnung für den rechten Daumen (in der Regel "p") darstellen. Stattdessen hab ich einen pizzicato-Spanner oben drüber gemacht. Gefällt mir viel besser so.

lg Castor

fugenkomponist

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #9 am: Montag, 25. August 2014, 16:03 »
x-Zeichen lassen sich bestimmt auch zusammenbasteln (eine Artikulation, die den Text ✕ (U+2715) enthält zum Beispiel; wenn du interessiert bist, könnte ich das probieren).

trulli

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #10 am: Montag, 25. August 2014, 17:51 »
im Original sind an der Stelle x-Zeichen. Die gabs bei Lily so nicht, also hab ich +-Zeichen genommen. Die hab ich inzwischen wieder entfernt, weil die einfach nur eine alternative Bezeichnung für den rechten Daumen (in der Regel "p") darstellen.

x ist für Gitarre ein (meistens durch eine genaue Spielanweisung definiertes) Percussionszeichen, so wie auch das Quadrat für den spanischen Golpe. Ein + ist (wie schon gesagt) das (völlig) veraltete Zeichen für den rechten Daumen.

Pizzicato wird grundsätzlich durch einen Punkt über oder unter der Note geschrieben, bei längeren Passagen wird oft pizz.---------- geschrieben.

Man kann ja in Lily machen, was man will.  8) Aber ich würde mich trotzdem an den gängigen Standard der Gitarrennotation halten.  :)

Gruß

Castor

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Re: Triolen gleichmäßig quetschen
« Antwort #11 am: Dienstag, 26. August 2014, 01:31 »
Danke dir, fugenkomponist! (: Aber ich denke ich werde es bei "pizz. -----------" belassen.

Also nochmal danke für die Hilfe euch beiden und gute Nacht ^^

lg, Castor