Autor Thema: Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.  (Gelesen 3777 mal)

Radler

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Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« am: Samstag, 18. September 2010, 20:38 »
Hallo liebe Mitstreiter,

schaut Euch doch bloß mal das verrückte Ergebnis in der .pdf an, das mir LilyPond 2.13.33 gerade ablieferte: Einige Noten, die eigentich hintereinander gehören, werden auf eine Taktzeit gedruckt!?!?

Das entsteht, wenn Ihr in der anhängenden .ly die Definition von xxxTsiebteStropheAB (das steht für "Text der siebten Strophe in Alt und Bass") umbenennt nach TsiebteStropheAB (was dann die vorhergehende Definition überschreibt).
Es liegt also an Text!?!? (\lyricmode) Dass dadurch der Noten-Engraver durcheinander gerät ist doch sehr seltsam, oder?

Es liegt aber nicht an dem speziellen Text. Wenn ich der letzten Note vor dem Ende des Ossia-Systems irgendeinen Text zuweise, gibts immer diesen Schlamassel, unabhängig von Art und Umfang des Textes.

Falls sich also jemand die Mühe machen will, da hineinzutauchen: Ich bin für Hinweise dankbar!

Und wenn er dabei auch gleich noch den Grund für das etwas zu weit links stehende Wiederholungszeichen am Ende der zweiten Zeile in der .pdf-Datei findet (\bar":|" - kommt aber von einem endenden \repeat) - das tät mich auch freuen.

Naja, und ganz viele Fehler- oder Warnungen kommen auch, die ich nicht verstehe.

Aber ich hätte jedes Verständnis, wenns Euch zu lästig ist...

Viele Grüße und schonmal vielen Dank
von Radler

RobUr

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Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #1 am: Sonntag, 19. September 2010, 04:19 »
Hallo Radler!

Zitat von: Radler
Falls sich also jemand die Mühe machen will, da hineinzutauchen: Ich bin für Hinweise dankbar! […] Aber ich hätte jedes Verständnis, wenns Euch zu lästig ist...
Da kennst du uns aber schlecht ;)

Zitat von: Radler
Naja, und ganz viele Fehler- oder Warnungen kommen auch, die ich nicht verstehe.
Da kennst du uns wohl auch schlecht … In deiner Quelle passiert ehrlich zu viel, um den konkreten Fehler mal einfach so zu lokalisieren! Es ist – unter uns – ein einziges Codewirrwarr, und wir können nicht erraten, was du mit welchem Codeschnippsel erreichen willst. Du kannst vermeintlich seltsames Lilypondverhalten erst dann vermuten, wenn der Quelltext ohne Fehler und Warnungen übersetzt wird.

Deshalb ein gut gemeinter Rat, auch wenn es nach viel Arbeit klingt (was es ja auch ist): Bau die Partitur von Grund auf neu auf, und zwar so, dass sie mit jedem hinzugefügten Extra fehlerfrei durchläuft. Immer die Fehlerausgabe im Auge behalten!!! Wenn Lily meckert oder dein Output nicht dem gewünschten entspricht, musst du diese Ungereimtheiten erst beseitigen, bevor du fortfährst. Insbesondere gilt dies für \include-Dateien. (Wir können dein Beispiel schon deshalb nicht vollständig prüfen, weil die Datei LieblingsLiederStandard.include.ly nicht mitgeliefert ist. Wer soll denn erahnen, was darin noch alles notiert ist?)

Für außerordentlich große Verwirrung sorgen redundante Codeblöcke mit leeren Variabeln, wie z.B.
Mintro =
{
}
Mstrophe =
{
}

Mrefrain =
{
}
Mbridge =
{
}
Moutro =
{
}
Mzwischenspiele =
{
}





TersteStrophe = \lyricmode
{
}
TersteStropheZwei = \lyricmode
{
}

TzweiteStrophe = \lyricmode
{
}
TzweiteStropheZwei = \lyricmode
{
}

TdritteStrophe = \lyricmode
{
}
TdritteStropheZwei = \lyricmode
{
}
TvierteStrophe = \lyricmode
{
}
TfuenfteStrophe = \lyricmode
{
}
Trefrain = \lyricmode
{
}
Tbridge = \lyricmode
{
}
Toutro = \lyricmode
{
}

Cintro = \chordmode
{
}
Cstrophe = \chordmode
{
}
Crefrain = \chordmode
{
}
Cbridge = \chordmode
{
}
Coutro = \chordmode
{
}
bzw. eindeutig (und mit Zeilennummer) reklamierte Codezeilen à la
}\header
\include "LieblingsLiederStandard.include.ly"
\header
{
die einfach zu viel und auch noch ohne entsprechende Klammerung versehen sind. Lilypond spricht doch zu uns!

Also: step-by-step – und sorry, wenn ich dich bitte, deinen Code zunächst selbst von unnötigem Ballast zu befreien, bevor wir an einem echten Problem knabbern können, dass sich unter Umständen als gar keins erweist. Bitte auch LilyPond – Notation für Jedermann: Minimalbeispiele beachten.

Beste Grüße, Robert

Radler

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #2 am: Sonntag, 19. September 2010, 10:42 »
Ja, Du hast natürlich recht, lieber Robert!

Aber (1.) hoffte ich, dass jemand so etwas schon erlebt hat und mir aus den Symptomen sagen kann, woran es liegt.
Und (2.) hatte ich nicht zu hoffen gewagt, dass sich überhaupt eine mildtätige Seele findet, die sich meines Problems annimmt.

Beides hat sich nun als falsch herausgestellt, deshalb also hier
  • der minimale code, der nur Fehler produziert, mit denen ich echt nix anfangen kann. (Programmierfehler: stopped tuplet bracket has neither left nor right bound - wer hat hier einen Programmierfehler gemacht? Ich LilyPond-Programmierer oder ein Scheme-Programmierer?)
  • ein kommentiertes Überstzungsprotokoll.

Letztere Datei ("Coro.Nabucco.ly.log") enthält zwei Übersetzungsprotokolle.
1. Die Noten werden korrekt gesetzt, aber es fehlt eine Silbe Text
2. Die Noten werden übereinander gedruckt - das Ergebnis ist unbrauchbar
Näheres in der Datei selber.
Ich habe mich darin bemüht, möglichst viele Fragen vorab zu beantworten. Aber für Rückfragen stehe ich selbstverständlich bereit.

Vielen Dank für Eure Mühe und (hoffentlich) Lösung!

Herzliche Sonntags-Grüße
von Radler

PS: Die Midi-Erzeugung habe ich ganz ausgeschaltet zwecks Minimierung. Die brächte 4 zusätzliche unverständliche Fehlermeldungen:
Warnung: MIDI-Kanal zurückgesprungen
Warnung: modulo 16 neu zuordnen
« Letzte Änderung: Sonntag, 19. September 2010, 10:48 von Radler »

ding-dong

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #3 am: Sonntag, 19. September 2010, 23:48 »
hallo Radler

bitte sei mir nicht böse, aber: deine 840 zeilen code - ich habe die leerzeilen nicht mitgezählt - sind mir in dieser form einfach zu viel!

es gibt verschiedene arten den code in eine struktur zu bringen und insbesondere bietet lilypond die möglichkeit, codeteile auszulagern, um sie dann mittels \include … einzubeziehen. diese teile sollten dann in sich schon mal eigenständige musikteile sein, die in einem master zusammengefügt werden.

wenn also deine musikteile in diesen ausgelagerten dateien variable definieren, könnte eine masterdatei so aussehen:

\include "musikI.ly"
\include "musikII.ly"
\include "musikIII.ly"
\include "musikIV.ly"
\include "musikV.ly"

\include "verseI.ly"
\include "verseII.ly"
\include "verseIII.ly"
\include "verseIV.ly"
\include "verseV.ly"

\include "chordI.ly"
\include "chordII.ly"
\include "chordIII.ly"
\include "chordIV.ly"
\include "chordV.ly"


oder, wenn du das lieber hast, kannst du die variablen im master definieren (pass auf die klammern auf):
musikI = \include "musikI.ly"
musikII = \include "musikII.ly"

damit kannst du ganze systeme bilden, also bseipielsweise musik1 mit chord1 oder verse1 kombinieren, diese dann in einem staff oder staffgroup einbetten usw. ich will hier nicht auf jedes detail eingehen.

es sollte dann einfacher sein, gewisse teile auszukommentieren (im master) um zu beobachten, wie sich das auf das resultat auswirkt!

meines wissens sind solche grundlegenden strukturen (templates) irgendwo schon aufgezeichnet (ev. sogar in diesem forum)

wenn du dann den/die fehler nicht finden kannst, kannst du diese dateien ins forum schicken (z.b. in einem .zip-file)

noch ein punkt:

viel glück!

RobUr

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #4 am: Dienstag, 21. September 2010, 08:14 »
Lieber Radler!

Zitat von: Radler
(1.) hoffte ich, dass jemand so etwas schon erlebt hat und mir aus den Symptomen sagen kann, woran es liegt.
Du bist sicher nicht der erste, der genau solche Fehlermeldungen bekommt! Schade ist nur, dass die Entwicklerversion den Fehler nicht lokalisiert. Hier hilft nur systematisches Umzingeln – et voila: die fehlerhaften Triolenklammern stammen von als Triolen notierten Spacern! Solche Sachen wie \times 2/3 { s8 s s } werden also nicht akzeptiert und führen zu diesem „Programmierfehler“. Die Frage, wer den Programmierfehler macht, ist somit beantwortet ;)

Zitat von: Radler
(2.) hatte ich nicht zu hoffen gewagt, dass sich überhaupt eine mildtätige Seele findet, die sich meines Problems annimmt.
Das darfst du ruhig :) Es ist nur die Frage, wer wem wie weit entgegenkommt. Du verstehst sicher, dass angesichts tausender Zeilen aufgeblähten Codes die Hilfsbereitschaft drastisch sinkt. Dein beschriebenes Problem trat auch bei mir auf, und selbstverständlich rätsele auch ich, warum das passiert! Daraufhin sucht man irgendeinen Anhaltspunkt und wird – mit Verlaub – mit bunt durcheinander gewürfelten Codebausteinen, leeren Variablen (die mal zu irgendwas dienen soll[t]en) und einem wilden Cocktail aus \score-Definition + Variablen + Notation konfrontiert. Das ist nicht wirklich ein Anreiz …

Zitat von: Radler
Beides hat sich nun als falsch herausgestellt
Das ist nicht ganz richtig, denn ich habe verständlicherweise etwas Zeit gebraucht, deine Datei zu sortieren und (für meinen Geschmack) unnötige Zerlegungen zusammenzuführen. Das ist eben keine rein mechanische Sache, die über Nacht erledigt ist.

Im Anhang ist nun das Ergebnis, zu dem ich dir gern folgende, wichtige Hinweise mitgeben möchte:
  • Abstrahieren ist gut, aber bitte nicht bis zum allerkleinsten Codeblock, der sich irgendwo wiederverwenden ließe. Musikalisch ausgedrückt: jedes kleine Motiv muss nicht zwingend als eigene Variable gespeichert werden. Der Aufwand, einen geeigneten Bezeichner zu finden, ist viel zu hoch. Ein 2-Takte-Motiv ist schneller in Noten geschrieben als die entsprechende Variable zu verwenden. Es zeugt zwar von guten Analysefähigkeiten, hält bei der Fehlersuche aber eher auf.
  • Wenn abstrahieren, dann einheitlich! Wenn man z.B. die Musik-/Textdeklarationen in Variablen verpackt, um sie im \score-Block aufzurufen, gehören dorthin (in den \score-Block) keine weiteren musikalischen Ausdrücke. Jegliche Musik, jeglicher Text und alles andere Markup sollten also vollständig ausgelagert sein, um (a) eine gezielte, bereichsspezifische Fehlersuche zu ermöglichen (z.B. die Suche nach einer Silbe/einer Note zu viel), und (b) etwaige „böse“ Spacer, Silben, Noten, Umbrüche etc. nicht zu übersehen.
  • Vorsicht beim Überschreiben/Hinzufügen von Variablen bzw. Definitionen! Das kann ja auch „aus Versehen“ passieren. Es wird nur zunehmend unübersichtlicher, je kleiner die Codeblöcke werden, in denen man rumfriemelt. Deshalb sollten generelle z.B. Layoutänderungen in einer globalen Variable deklariert werden, die mit allen anderen kombiniert wird. Spätere Änderungen dann bitte nur noch dort. Du hattest ’zig „skip“-Blöcke verwandt, bei denen man schlicht den Überblick verliert; das funktioniert prima mit einer einzigen Variablen! Häufig gesehene Fußangeln sind Umbrüche und Taktstriche – die sind am besten in dieser globalen Variable aufgehoben, die auf alles wirkt.
  • Die persönliche Scriptsammlung ist ebenfalls am besten in einer ausgelagerten Datei aufgehoben! Es hat drei entscheidende Vorteile: (1) der Quelltext bleibt sauber; (2) die Snippets sind nicht wahllos über die Datei verstreut; (3) in einer separaten Datei ist leichter zu überblicken, ob gewisse Bezeichner bereits verwendet wurden oder sich gegenseitig beeinflussen. Angesichts der Fülle aller Snippets aus der NR oder dem LSR lässt sich eine doppelte Verwendung nicht ausschließen (gerade bei individuell gebauten)!

Die Hauptursache ist also nicht dein üppig kommentierter Code (was vielerorts trotzdem hilfreich war), sondern der willkürliche Mix aus Variablen und Beiwerk. Vielleicht helfen dir meine Aufräumarbeiten beim Finden einer eigenen Methode. Meine Hinweise sollen keineswegs als verbindliche Anleitung zum „Lilyponden“ gelten, sondern als Anregung, gerade umfangreicheren Code gut zu strukturieren, um Verwirrung von vornherein zu vermeiden, bei großen Projekten den Überblick zu behalten und insbesondere die Fehlersuche zu erleichtern.

Dein spezielles Problem mit dieser Partitur lag offenbar darin, nicht benötigte Zeilen auszublenden. Einen Weg hast du ja schon gefunden: eine durchlaufende Zeile notieren und währenddessen neu Zeilen hinzufügen. Das hätte die Skips nicht gebraucht, wenn du die zusätzlichen Zeilen innerhalb des Tutti-Soprans temporär notiert hättest. Für mich ist es jedenfalls die umständliche Variante.
Die andere, leichte Variante, nach der du, glaube ich, in einem anderen Thread auch mal gefragt hattest, ist das Ausblendenlassen leerer Systemzeilen durch Lily. Wie schön übersichtlich es dadurch wird, kannst du dir ja in Ruhe anschauen. Es ist nur wichtig, dass die auszublendenden Stimmen von vornherein angelegt sind und bis zu ihrem Einsatz keine Musik, stattdessen nur Spacer oder Pausen enthalten. Genau das ist der Punkt, an dem \RemoveEmptyStaffContext & Co. wirken.

Und nun viel Spaß beim Durchschauen.

Viele Grüße, Robert

Radler

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #5 am: Montag, 27. September 2010, 13:17 »
Lieber Robert,

herzlichen Dank für Deine viele Arbeit, die Du in die Analyse von meinem Code gesteckt hast.

Viele Deiner Anregungen werde ich übernehmen, einige aber auch nicht.
Das Auslagern von stückspezifischen Code-Teilen in externe Dateien erscheint mir sehr lästig. Da finde ich mich mit der Such-Funktion meines Editors schneller in einer einzigen Datei zurecht.
Auch die Zerlegung in kleine Musikschnipsel werde ich beibehalten.
Aber das Mischen von Variablen und Tönen in einer übergeordneten Struktur ist natürlich höchst unsauber.
Die Idee, Tuplet-Brackets und –Numbers in der zweiten Stimme in einem System zu unterdrücken, finde ich auch sehr gut.
Und die schönen Wiederholungszeichen im englischen Text!

Leider kann Deinen Satz nicht übernehmen, da er zwei wesentliche Elemente nicht enthält:
  • Es sind nicht für alle Stimmen Ambitus-Angaben vorhanden. Und wenn die erzwungen werden, erscheinen wieder die doofen Leerzeilen am Anfang. (Für SopranII habe ichs gar nicht geschafft.)
  • Beim Übergang von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit und umgekehrt müssen die Naht-Töne im jeweils vorigen System noch erscheinen, damit – speziell die Bässe mit ihrem abweichenden Schlüssel – die Sänger sehen, ob hinauf oder hinunter geht, oder natürlich gleich hoch bleibt. Und da hätte ich dann eben auch gern den Text drunter. Das war ja der Ausgangspunkt meiner Anfrage, und das geht auch nach strengster Code-Hygiene noch nicht.

Was ich auch nicht hinbekommen habe: Deine rehearsalMarks stehen sehr schön direkt auf den Doppelstrichen. Bei mir stehen sie 'mal höher, 'mal tiefer, vermutlich kollidieren sie mit den Akkord-Symbolen. Abhilfe brächte vielleicht ein verkleinerter global-staff-size. Aber diesen Preis will ich in Anbetracht meiner nachlassenden Augenkraft nicht zahlen.

Ganz große Rätsel in Deinem Code geben mir auch die \removes von "Volta_engraver", "Mark_engraver", "Metronome_mark_engraver" auf. Die entsprechenden Zeichen erscheinen nämlich in Deinem Satz – bei mir nicht !?!?

Ich stelle meinen jetzigen Code noch mal hier mit rein ohne jeden Aufforderungscharakter. Das Ergebnis finde ich befriedigend, wenn auch die Textsilben fehlen. Mit dem Übersetzungs-Fehler werde ich einfach weiterleben.
Die übereinandergedruckten Noten (und viele Übersetzungsfehler – meine ursprüngliche Anfrage) können erzwungen werden, wenn man in der Zeile 449 die xxx am Zeilenanfang entfernt, und damit die darüberstehende Variable redefiniert.

Nochmals herzlichen Dank und viele Grüße
von Radler


PS: Nachtrag: vor 27.9.2010 17:08 Uhr waren noch unbefriedigte \includes in der angehängten .ly-Datei, jetzt sind sie raus.
« Letzte Änderung: Montag, 27. September 2010, 17:11 von Radler »

RobUr

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #6 am: Donnerstag, 30. September 2010, 03:32 »
Hallo Radler!

Zitat von: Radler
Das Auslagern von stückspezifischen Code-Teilen in externe Dateien erscheint mir sehr lästig. Da finde ich mich mit der Such-Funktion meines Editors schneller in einer einzigen Datei zurecht.
Inwieweit man auslagert, ist natürlich jedem selbst überlassen. Ich finde es eben höchst praktisch, gerade wenn man umfangreiche oder mehrsätzige Stücke bearbeitet, deren Codezeilen sonst schnell im 1.000er-Bereich landen. In einer einzigen Datei wird es zu einer echten „Suche“. Hier hilft am besten eine erprobte interne Struktur.

Zitat von: Radler
Die Idee, Tuplet-Brackets und –Numbers in der zweiten Stimme in einem System zu unterdrücken, finde ich auch sehr gut.
Das ist nicht meine Idee ;) Gängige Notationspraxis. Einige andere Sachen sind aber auch wichtig:
  • Chormusik notiert man in einem ChoirStaff (setzt Balkenklammer am Systemanfang und keine durchgezogenen Taktstriche).
  • In einem 4/4-Takt werden in der Regel keine punktierten halben Pausen verwendet. Diese werden in halben + Viertelpausen gruppiert.
  • Ganztaktpausen werden mit einem großen „R“ notiert; diese werden somit horizontal zentriert.
  • Tempoangaben sollten ganz am Anfang stehen.
  • Um die Einstimmigkeit kenntlich zu machen (bzw. das Zusammenfallen aller Stimmen in einer Zeile), müsste die Balkenklammer auch vor jeder einzelnen Zeile stehen. Außerdem sieht es prima aus, wenn der Schlüssel eine eingeklammerte Oktavierungsacht für die Unisono-Passagen hätte (die Bässe singen wohl schlecht in der notierten Höhe ;) )
  • Seltsam erscheint mir der oktavierte F-Schlüssel. Dadurch würden die Bässe eine zusätzliche Oktave tiefer singen müssen?
  • Dynamikangaben in Chorsystemen sollten immer über der jeweiligen Zeile stehen, also z.B. keine Crescendo-Gabel zwischen Noten und zugehörigem Liedtext.
  • Wenn im Liedtext in die zweite Klammer gesprungen wird und dabei Silbentrennung auftritt, finde ich es schöner, die erste Klammer nicht mit lauter Trennstrichen zu überbrücken (die gehören ja nicht in die erste Klammer).
  • Nach meiner Erfahrung sollten die Akkorde über den Wiederholungsklammern stehen.

Zitat von: Radler
Was ich auch nicht hinbekommen habe: Deine rehearsalMarks stehen sehr schön direkt auf den Doppelstrichen. Bei mir stehen sie 'mal höher, 'mal tiefer, vermutlich kollidieren sie mit den Akkord-Symbolen. […]
Ganz große Rätsel in Deinem Code geben mir auch die \removes von "Volta_engraver", "Mark_engraver", "Metronome_mark_engraver" auf. Die entsprechenden Zeichen erscheinen nämlich in Deinem Satz – bei mir nicht !?!?
Das liegt an der vertikalen Sortierung der Engraver. Um die folgende Anordnung zu erhalten:
1. Akkorde
2. Wiederholungsklammern
3. RehearsalMarks/Tempobezeichnungen

entfernt man die entsprechenden Engraver aus dem \Score-Context und fügt sie dem gewünschten Staff hinzu. Deswegen stehen bei mir die Akkorde an oberster Stelle, darunter (über der Sopranzeile) die Wiederholungsklammern und dann RehearsalMarks und Tempobezeichnungen. Ansonsten stünden an oberster Stelle RehearsalMarks und Tempo, darunter die Wiederholungsklammern und dann erst die Akkorde.

Zitat von: Radler
Leider kann Deinen Satz nicht übernehmen, da er zwei wesentliche Elemente nicht enthält:
  • Es sind nicht für alle Stimmen Ambitus-Angaben vorhanden. Und wenn die erzwungen werden, erscheinen wieder die doofen Leerzeilen am Anfang. (Für SopranII habe ichs gar nicht geschafft.)
  • Beim Übergang von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit und umgekehrt müssen die Naht-Töne im jeweils vorigen System noch erscheinen, damit – speziell die Bässe mit ihrem abweichenden Schlüssel – die Sänger sehen, ob hinauf oder hinunter geht, oder natürlich gleich hoch bleibt. Und da hätte ich dann eben auch gern den Text drunter. Das war ja der Ausgangspunkt meiner Anfrage, und das geht auch nach strengster Code-Hygiene noch nicht.
Der Ambitus wird fest zu Beginn der ersten Zeile (ausgelöst durch eine Staff/Voice-Definition) gesetzt – das ist nichts neues. Knifflig ist es nun, die richtige Stelle für einen neuen Staff-Beginn innerhalb/während eines bereits bestehenden Staff zu finden, um die Anzeige des Ambitus nicht vorzeitig auszulösen (wie wir gesehen haben, genügen auch keine Spacer). Das Schema muss also folgendes sein:
\score {
  \new Staff = "ich bin schon da" \with {
    \consists "Ambitus_engraver"
  }{
    \notenVorBeginnDesTemporärenStaff
    <<
      { \notenWährendDesTemporärenStaff }
      { \new Staff = "ich beginne erst jetzt" \with {
          \consists "Ambitus_engraver"
        }{ \notenDesTemporärenStaff } }
    >>
    \evtlNotenNachDemTemporärenStaff
  }
}

Um hierbei den Überblick zu behalten, kommt man am Arbeiten mit Variablen eigentlich nicht vorbei. Allerdings sollte das Raster nicht zu klein gewählt werden.
Wie meinst du das mit dem Sopran II? Soll der Ambitus auch erst mit dem Sopran-II-Einsatz angezeigt werden? Ich halte das für verwirrend. Aber um es zu realisieren, würde für Sopran II das gleiche wie für Alt und Bass gelten (dafür statt neuem Staff nur eine neue Voice definieren; wäre sogar einfacher, weil du dann erst recht die ganzen ollen MxyzSkips über Bord werfen kannst).
Übrigens liegt der Textfehler vermutlich im Sopran II: schau dir nochmal genau deine MsopranDzwei-Definition an. Zusammengekürzt hast du hier folgendes konstruiert:
MsopranDzwei = \relative c'' {
  <Auftakt>
  \repeat volta 2 { <Wiederholung> }
  \alternative {
    { <Klammer 1> }
    { <Klammer 2>
      <Auftakt>
      \repeat volta 2 { <Wiederholung> }
      \alternative {
        { <Klammer 1> }
        { <Klammer 2> }
      }
    }
  }
}

Im Gegensatz zu allen anderen Stimmen hast du also innerhalb der Klammer 2 der ersten Wiederholung eine neue Wiederholung mit zwei weiteren Klammern notiert! Ich kann nur vermuten, dass dies im Zusammenspiel mit allen anderen Stimmen und/oder Ungenauigkeiten nicht nur in den „skip“-Fragmenten zu besagtem Phänomen führt. Lily funktioniert sehr streng vertikal, d.h. zeitlich synchronisiert. Es ist gut möglich, dass es untereinander „irgendwie“ abgebildet wird, aber in deinem Beispiel zeigt sich gut, dass selbst eine Textsilbe – ob zu viel oder auch nicht – den synchronen Ablauf der Partitur arg ins Wanken bringt! Ich muss diese „Tiefenprüfung“ einfach dir überlassen, weil ich diese skip-Kombinationen zusammen mit allen anderen Bausteinen schlichtweg nicht bis auf die letzte Sechzehntel aufzudröseln bereit bin (und daran liegt es irgendwo). Du bist doch auch schon länger mit Lily unterwegs!

Ich wollte aber gar nicht so viel meckern – dass zwei deiner \includes fehlten, hast du ja selbst schon bemerkt :) Ich darf nur die Erforderlichkeit derer erneut betonen, da wir sonst nicht wissen, ob dort noch andere Definitionen irgendwas überschreiben! Wir würden uns sonst dumm und dämlich suchen, wenn es bei uns ohne die funktioniert und bei dir daheim, sobald sie wieder eingebunden sind, alles schief läuft. Deshalb ist es wichtig, trotz gesunder Paranoia, diese in einem zip-Archiv mitzuliefern. Am einfachsten für uns ist es natürlich, wenn der Code so weit bereinigt ist, dass wir ihn ad hoc an Lily schicken und bearbeiten können. Die meisten Fehler erledigen sich wirklich dadurch, dass der eigene Code revidiert und entschlackt wird! Und ja, noch einmal: den eigenen Code zusammenstreichen und überprüfen … Wenn’s dann immer noch nicht will, fallen wir gemeinsam drüber her ;)

Zumindest in meiner Bearbeitung gibt es keine „Übersetzungsfehler“. Alle Noten und Silben sind an der richtigen Stelle, und wenn du partout den Ambitus für Sopran II an der Nahtstelle mit Alt-/Basseinsatz haben magst, krieg ich das auch noch schnell hin 8)

Zitat von: Radler
Ich stelle meinen jetzigen Code noch mal hier mit rein ohne jeden Aufforderungscharakter.
Na ja, dafür stelle ich meinen mit Aufforderungscharakter rein ;D Es tut mir leid, wenn ich nicht direkt mit deinem Code basteln kann – ich hatte ihn schon einmal für mich aufbereitet, und damit bastle ich auch weiter. Du musst ihn ja nicht selbst benutzen, aber du kannst vielleicht mal reinillern oder von mir aus alle Fragmente in einer Datei vereinigen.

Beste Grüße, Robert

RobUr

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #7 am: Donnerstag, 30. September 2010, 03:34 »
Ach so – um die Frage nach „Fehler oder Feature“ einmal zu beantworten: Es ist ein Fehler …

Radler

  • Member
Re:Fehler oder Feature? Noten werden übereinandergedruckt.
« Antwort #8 am: Freitag, 1. Oktober 2010, 17:20 »
  • Seltsam erscheint mir der oktavierte F-Schlüssel. Dadurch würden die Bässe eine zusätzliche Oktave tiefer singen müssen?
Ja, da habe ich etwas getrickst.
Meine Chorsänger schauen nicht so aufmerksam wie Du auf die Noten. Und wenn sie die 8 doch bemerken sollten, wissen sie nicht so recht, was sie bedeutet.
Effekt ist, dass sie so singen, als wäre es ein normaler (also nicht-oktavierter) Bassschlüssel und erreichen dadurch die Töne auch. Trotzdem ist es Verdi-authentisch notiert - nur etwas hinunter transponiert. Das ist nötig, damit mir die Soprane nicht verröcheln ...

Dank für Deine informativen Analysen! Ich werde mich am Wochenende nochmal dransetzen.

Viele Grüße von Radler
« Letzte Änderung: Samstag, 9. Oktober 2010, 14:57 von Radler »