Liebe Freundin,
habt ihr mich schon vermisst?
Aber selbstverständlich

*hüstel* Genauer gesagt: eher deine ausgefallenen Partituren – et voilà: wieder eine davon

wahrscheinlich muss dann die musik voll ausgeschrieben werden, oder?
Das wär zu schön, um wahr zu sein

Nur leider ist es nicht gar so einfach, aber trotzdem machbar.
Wenn ich
chfs Anliegen richtig errate, geht es darum, alle drei Kadenzen in einem System zu notieren, wobei die Taktstriche (also auch Wiederholungsstriche)
pro Zeile und
nicht für das
gesamte System gelten sollen (keine „Verallgemeinerung“). Kurz: polymetrische Notation
ohne Synchronisation der Taktstriche. Und genau das sind auch die Schlagworte, die uns in der NR zur richtigen Stelle führen:
1.2.3 Displaying rhythms: Polymetric notation – Staves with different time signatures, unequal bar lengths.
Die Vorgehensweise ist dann aber doch einfacher als gedacht:
Timing_translator und
Default_bar_line_engraver vom Score- in den Staff-Context verschieben (heißt: beide im Score-Context entfernen und dem Staff-Context hinzufügen). Alle anderen Bemühungen, liebe
chf, sind prinzipiell gut gedacht, führen aber ohne diese Maßnahme zu keinem brauchbaren Ergebnis (ich weiß, du weißt schon …).
Nun aber kann jede Zeile beliebige Taktarten und -wechsel haben, sodass sich manuelle Wiederholungsstriche mit den übrigen Zeilen nicht mehr beharken.
Die Anzeige der Taktangaben und -wechsel per
\time x/y unterdrücken wir durch
\override Staff.TimeSignature #'stencil = #'() (richtigen Context ansprechen!) und machen es später wieder rückgängig mit
\revert Staff.TimeSignature #'stencil für die Anzeige des 2/4-Takts.
Um den unliebsamen Zwischenzeilenstrichen zu entkommen, die durch gleichzeitig auftretende Taktstriche (gleich welcher Art) produziert würden, nehmen wir statt einer
StaffGroup besser einen
ChoirStaff.
Als nächstes bekommen wir ein Zeilenumbruchproblem durch die Klarinetten„kadenz“, deren erster Takt 9 halbe Noten lang ist. Einen automatischen Umbruch an der nächstpassenden Stelle (wenn Flöte und Fagott einen gemeinsamen Taktstrich haben) ermöglichen wir durch einen unsichtbaren Taktstrich (
\bar "") oder besser noch durch einen gepunkteten (
\bar ":") oder einen gestrichelten (
\bar "dashed") Taktstrich an zeitgleicher Stelle in der Klarinettenstimme, um den „9/2“-Takt nicht gänzlich zu unterbrechen.
Zu guter Letzt stellen wir fest, dass jede Stimme für sich irgendwann kein Notenmaterial mehr hat und die Zeilen dadurch ausfransen bzw. die Klarinette großzügig eine Extrazeile spendiert bekommt. An diesem Punkt ist unsere Mission aber bereits erfüllt. Nun möge sich der/die Komponist/in Gedanken machen, weitere Bausteine einzufügen, denn eines kann ich jetzt schon prophezeien: Lily lässt sich [bisher] nicht überreden, das Timing innerhalb eines Systems völlig außer Acht zu lassen (also z.B. die Noten der zu kurzen Stimmen bis zum Ende der längsten Stimme zu dehnen/zu verteilen/zu stretchen). Nach wie vor setzt Lily gleichzeitig stattfindende Ereignisse untereinander – und das wird wohl längerfristig so bleiben.
Oder schreibt ein talentierter Programmierer zwischendurch einen eigenen Engraver für v2.13, der dies bewerkstelligen könnte?Der ganze Krempel mit
\cadenzaOn/Off etc. kann also getrost über Bord fliegen. Eine kleine Sache wäre noch die Anzeige der Fermaten über den Taktstrichen: hierzu muss in ähnlicher Weise der
Mark_engraver ebenfalls vom Score- in den Staff-Context verschoben werden. Die Fermate über dem letzten Taktstrich der Klarinettenstimme wird erzwungen durch
\once \override Staff.RehearsalMark #'break-visibility = #end-of-line-visible.
Die bearbeitete LY-Datei (incl. etwas Kosmetik) nebst PDF hängt dran. Hoffe, es löst dein Problem.
Viele Grüße, Robert