Dynamik pro Stimme

[Oramon]

Hallo zusammen,

ich suche eine  Möglichkeit, in einer typischen SATB-Partitur jede Stimme einzeln mit
Dynamik zu versehen, wobei ggf. der Sopran ein forte und der Alt ein mf hat, also beide Zeichen
übereinander direkt in den Linien.

Gibt es eine einfache Möglichkeit, auf Höhe der Noten der Stimme einen Text zwischen
die Noten zu schreiben?
Ok, vergesst das "einfach" :-)

[kilgore]

Hallo Oramon,

Für verschiedene Dynamik musst du wahrscheinlich alles einzeln eingeben.  Es würde aber vielleicht helfen, erstmal deine .ly Datei zu sehen....


Wegen Text ist es relativ einfach.

Code: [Auswählen]

\once \override TextScript #'extra-offset = #'( X . Y )
c1^"Mein Text"

X und Y sind zahlen.  X ist horizontal abstand, Y vertikal.  Positive zahlen rütschen das text nach rechts (X) oder nach oben (Y).  Negative zahlen machen das gegenteil....


Hilfts?

[RobUr]

Hallo Oramon,

was ist für dich eine „typische“ SATB-Partitur? S+A und T+B in je einer Zeile oder jede Stimme in einer eigenen Zeile? Beide Varianten sind gleichermaßen verbreitet. Und möchtest du nun Dynamik (DynamicText) oder Text (TextScript)?

Dynamik ist per \once \override DynamicText #'extra-offset = #'( X . Y ) verschiebbar. Dabei ist zu beachten, dass das Objekt trotzdem den voreingestellten Platz beansprucht und dann aus seiner Box herausgeschoben wird. Die Ausdehnung des Objekts resp. seiner Box kann mit \once \override DynamicText #'X-extent = #'( X . Y ) und \once \override DynamicText #'Y-extent = #'( X . Y ) überschrieben werden.

Zur groben Ausrichtung von Dynamik gibt es zwei Methoden:

• fallweise Ausrichtung über der Note ^\f bzw. darunter _\f
• generelle Ausrichtung über den Noten \dynamicUp c\f bzw. darunter \dynamicDown c\f (Voreinstellung ist \dynamicDown)

Im Falle von 2 Stimmen pro Zeile könnte es in etwa folgendermaßen aussehen:

Code: [Auswählen]

\version "2.12.3"

Sopran = \relative {
\once \override DynamicText #'extra-offset = #'( -1 . -3 )
c'^\f s^"verschoben"
}

Alt = \relative {
\once \override DynamicText #'extra-offset = #'( -3 . 2 )
e_\mf
}

Tenor = \relative {
\clef "treble_8"
g^\f s^"default"
}

Bass = \relative {
\clef "bass"
c,_\mf
}

\score {
\new ChoirStaff
<<
\new Staff = "Frauen"
<<
\new Voice = "Sopran" {
\voiceOne \Sopran
}
\new Voice = "Alt" {
\voiceTwo \Alt
}
>>

\new Staff = "Männer"
<<
\new Voice = "Tenor" {
\voiceOne \Tenor
}
\new Voice = "Bass" {
\voiceTwo \Bass
}
>>
>>
}

Grüße, Robert

PS: Die Antwort auf deine Frage wäre eigentlich bloß: Ja.

[comper]

Lilypond ist der Meinung, Dynamik-Sachen gehören nicht in den Linien.
Schon die senkrechte Verschiebung dorthin ist ein Krampf.

Für neuen freien Platz im Waagerechten (Zwischenraum) 
brauchts irgend einen Keil-Mechanismus (was extra-offset nicht hat).

arpDyn zeigt was Arpeggio-Missbrauch (schon wieder!) kann.
Aber die Feinheiten fehlen: z.B. das forte-Strichlein ist verdeckt.
Und trotz Verzicht auf extra-offset und verlogene Extents wird es Kollisionen geben,
z.B. mit Bögen.

Für blosse Annäherung bis teilweises Einnisten siehe
LSR 232 und Reinhold Kainhofers Versuchen und Ergebnisse.

Gruss

[Oramon]

Hallo comper,


jaaaaa !!!! :-) Genauso :-)

Aber um die Frage nach der "typischen" SATB-Partitur zu beantworten: Ich meinte 2 Stimmen pro Zeile, also
SA und TB. Ist das nicht "typisch"?


Vielen Dank Euch für die schnelle Hilfe!

[trulli]

Echt, das meintest du?

Das sieht aber sehr seltsam aus...

[RobUr]

Das sieht aber sehr seltsam aus...

Das ist es auch. Ich kann es nicht gerade als gelungen bezeichnen … Aus diesem Grund hatte ich meinen Lösungsvorschlag entsprechend platziert, auch wenn es noch nicht auf den Punkt genau hinhaut, da der Liedtext noch fehlt, den es ebenso zu berücksichtigen gilt.

Ich meinte 2 Stimmen pro Zeile, also SA und TB. Ist das nicht "typisch"?

Wie gesagt: Die beiden Varianten SA/TB und S/A/T/B sind 50/50 anzutreffen! Sie sind beide „typisch“, und ich kann keine von diesen Notationsweisen als „typischer“ als die andere beurteilen. Deswegen die Nachfrage. Beide Lösungen haben ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile: SA/TB ist im homophonen Satz weitaus sparsamer, dafür muss man mehr auf Stimmführung (Hals-/Dynamik-/Bogen-/Textausrichtung) achten. S/A/T/B ist durch die Separierung weitestgehend befreit davon, und Tenöre müssen keinen Bassschlüssel lesen und kommen mit weniger Hilfslinien (besonders über der Zeile) aus. Im Gegenzug beansprucht ein Vier-Zeilen-System natürlich mehr Platz.

Es gibt genügend Mischlösungen, die von Fall zu Fall tatsächlich Sinn machen, aber bedeutend seltener anzutreffen sind und ebenso wohl durchdacht sein müssen wie die beiden Standardnotationen.

Grüße, Robert