Autor Thema: Vertical Alignment unterbrechen  (Gelesen 3508 mal)

kilgore

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Vertical Alignment unterbrechen
« am: Mittwoch, 27. Januar 2010, 20:38 »
Liebe Lilyponder,

Noch ein Problem bin ich begegnet!  Es geht um die Vertical-Alignment (Rythmisch) in einer Partitur.  Im Prinzip möchte ich stellenweise diese Alignment "abschalten", zB Taktweise.  So habe ich es fast genau wie ich möchte, nur sind die Septolen unangenehm verrütscht.

Das "Cadenz" ist Rythmisch völlig unabhängig von den Septolen.  Ich möchte, dass es auch so in der Partitur aussieht. Hilfe?

\version "2.12.2"


InstrumentOne = \relative c' {
  \time 2/4
        \times 4/7 { b'16[ c gis cis r g fis] }
        \times 4/7 { gis[ a cis gis c r a] }
      }
      

InstrumentTwo = \relative c' {
  \clef percussion
  r8^\markup { \magnify #0.6 { light wood sticks } }
  \cadenzaOn    
  \once \override Slur #'transparent = ##t
  \stemDown
  \acciaccatura
  { c8\pp[ b d^\markup { \magnify #0.6 { as fast as possible} } b d c b c b] s32.^"sim."\startTextSpan } s8.
  \cadenzaOff
  s8\stopTextSpan
}

<<
  \InstrumentOne
  \InstrumentTwo
>>

Danke !
kil

RobUr

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #1 am: Mittwoch, 27. Januar 2010, 22:47 »
Hallo Kil,

die Vorhalte werden natürlich aufgrund ihrer horizontalen Ausdehnung beim Spacing berücksichtigt, weswegen die betreffende Septole „verrutscht“.

Ich würde hier weder \cadenzaOn/Off noch \acciaccatura verwenden, sondern \scaleDurations und kleinere Notengröße, um den gewünschten Effekt zu erreichen:
\version "2.12.2"

InstrumentOne = \relative c' {
\time 2/4
\times 4/7 { b'16[ c gis cis r g fis] }
\times 4/7 { gis[ a cis gis c r a] }
}      

InstrumentTwo = \relative c' {
\clef "percussion"
r8^\markup { \teeny "light wood sticks" }
\scaleDurations #'(1 . 8) {
% Notendauern innerhalb der Klammern werden auf 1/10 ihres Wertes gekürzt;
% insgesamt 10 Achtel, die der Dauer eines realen Achtel entsprechen
\stemDown \teeny
{ c8^\markup { \teeny "as fast as possible" }\pp[ b d b d c b c b]
\once \override TextSpanner #'(bound-details left text) = "sim."
s8\startTextSpan }
}
s8... s64\stopTextSpan
}

<<
\new Staff \InstrumentOne
\new Staff \InstrumentTwo
>>

Beachte auch die Verwendung von \new Staff, da ohne diese Angabe die zweite Stimme über der ersten platziert wird (es sei denn, das war Absicht), sowie die elegantere Lösung mittels \override TextSpanner #'(bound-details left text) = "sim.", damit die Spanner-Linie das Markup nicht „unterstreicht“.

Ist es das, was du suchst?

Grüße, Robert
« Letzte Änderung: Mittwoch, 27. Januar 2010, 22:57 von RobUr »

kilgore

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #2 am: Donnerstag, 28. Januar 2010, 10:23 »
Omg Rob du bist mein Held! 

Ich habe gestern so viel probiert, Score.StaffSpacing, strict-grace-spacing, alles scheisse.  Das ist genau was ich suche!  Der horizantale Spacing von den Septolen ist zwar darüber immer noch nicht komplett gleichmässig, aber verdammt nah dran!
Auch danke für den Tipp wegen \new Staff.  Ich habe das einfach nicht beachtet, weil in der eigentlichen Partitur sitzt alles richtig. 

Das einzige Problem jetzt, ist das "sim" auf der nächste Zeile mit andere Sachen kollidiert.  Wie kann ich das einstellen, das "sim" nur am anfang der Spanner gedruckt wird, und nicht nochmal auf der nächsten Zeile?  Es ist ein lange TextSpanner....

ding-dong

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #3 am: Donnerstag, 28. Januar 2010, 10:34 »
dafür ist vorgesehen:
\once \override TextSpanner #'bound-details #'left-broken #'text = #"     "
für weitere optionen dazu

#'break-align-symbols =
#'anchor-alignment =

s. die manuals + foren (wobei meiner ansicht nach nicht alles gut funktioniert…)

trulli

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #4 am: Donnerstag, 28. Januar 2010, 11:05 »
Sag mal Kil, sollten die 8tel in der Percussion-Stimme nicht mindestens 16tel oder 64tel sein? Unter "as fast as possible" stelle ich mir als Musiker auch schnelle Werte vor...

Grüße von Matthias

kilgore

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #5 am: Donnerstag, 28. Januar 2010, 11:57 »
@DingDong:  Hm, verstehe ich nicht so ganz....aber ich probier das alles mal, mal gucken...



@Trulli:  Ja eigentlich war meine beste Lösung bisher die Töne einfach als 64tel zu schreiben.   So passt es auch unter die Septolen ziemlich gut ohne rumfummeln.  Ich hätte dann auch einfach die extra Balken wegmachen können.  Aber letztendlich setze ich die Partitur nur, also ich habe es nicht geschrieben.  Sie schreibt es als "achtel", auch mit dem Slash durch die Balken sowie ich in ein andere Thread gelöst bekommen habe.  Also ich versuche es so zu setzen wie sie es geschrieben hat.   Dazu ist diese "Grace-Note" reihe mit Balken und Slash in andere zeitgenössische Partituren auch zu finden, und auch als "achtel" geschrieben. 

ding-dong

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #6 am: Donnerstag, 28. Januar 2010, 12:32 »
die dokumentation ist nicht sehr ausführlich, aber gemeint ist, dass bei zeilenumbrüchen gewisse aktionen durchgeführt werden.

default ist: der linke + rechte textspannertext wird erneut aufgeführt; das sieht zt wunderlich aus.

das überschreibt man mit dem erwähnten

\override TextSpanner #'bound-details #'left-broken #'text = #"     "

ich habe hier 5 leerzeichen verwendet, da sonst links vom rand geschrieben wird und die weiteren ausrichtungselemente (s. letzte antwort) offenbar nicht wirksam sind! muss je nach margins ev. angepasst werden.

natürlich gibt es einen entsprechenden command für den rechten abschluss: #'right-broken #'text = #"  "

kilgore

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #7 am: Donnerstag, 28. Januar 2010, 12:39 »
Achsoooooooooooooooo!!!  Danke für die Erklärung, jetzt sieht es richtig aus :)

RobUr

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #8 am: Freitag, 29. Januar 2010, 06:36 »
Zitat
Der horizantale Spacing von den Septolen ist zwar darüber immer noch nicht komplett gleichmässig, aber verdammt nah dran!
Du kannst ja mit den Werten ein wenig rumprobieren. Ich weiß nicht, wie die Komponistin sich das gedacht hat mit der „as fast as possible“-Figur … In diesem Sinne:
Zitat
sollten die 8tel in der Percussion-Stimme nicht mindestens 16tel oder 64tel sein? Unter "as fast as possible" stelle ich mir als Musiker auch schnelle Werte vor...
Relativ, relativ ;) Sind Septolen überlebenswichtig? Inwiefern sind Angaben wie „as fast as“/„as slow as“ interpretierbar/realisierbar? So schnell/so langsam, wie es der Interpret bewerkstelligen kann oder wie es das Werk verlangt? Wie genau sind Metronomangaben umzusetzen, wenn es sie schon gibt? In Halberstadt läuft John Cages „As slow as possible“ seit dem Jahre 2001 und soll 2639 (sic) beendet sein!!! Das dürfte rechnerisch auf M.M. = 1 [irgendeine Notendauer] zurückzuführen sein (ich kenne die Noten nicht). Eine Sechzehntel kann bei Bach recht langsam und eine Ganze bei Händel ziemlich schnell sein!

Ich persönlich werde beim Anblick von Achtelketten nicht so schnell hektisch (trotz „AFAP“) als wenn ich doppelte oder dreifache Balken/Fähnchen erspähen würde … ist natürlich eine individuelle Lesegewohnheit :D

Zitat
Aber letztendlich setze ich die Partitur nur […] ich versuche es so zu setzen wie sie es geschrieben hat.
Das ist kein Freibrief, die bewährten Satzregeln über den Haufen zu werfen. Als Setzer können wir viele undurchsichtige Sachen des Manuskripts zum Teil wesentlich verständlicher für die Ausführenden notieren. Lilys Restriktionen sind manchmal gar nicht so schlecht, um vermeintliche Notwendigkeiten zu überdenken. Nicht alles, was Lily auf Anhieb nicht tun mag, ist ein fehlendes Feature. Ich habe auch schon Komponisten erlebt, denen die herkömmliche Notation „zu ungenau“ ist … Das ist fein für den Komponisten, aber längst nicht toll für Musiker. Ein Beispiel dazu im Anhang.

Grüße, Robert

kilgore

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Re:Vertical Alignment unterbrechen
« Antwort #9 am: Freitag, 29. Januar 2010, 09:31 »
Also die Achtelketten sollte man in diesem Fall nicht als rhythmische Ereigniss betrachten.  Es gibt eben kein fest gesetzte Geschwindigkeit.  Oft in der zietgenössische Musik sieht man solche Notation.  Auch die genaue Töne (oder in diesem Fall Becken) müssen nicht beachtet werden.  Es geht um ein klangliche Ereigniss.  Der Musiker selbst darf dann interpretieren, wie schnell ist schnell.  Eine kurze achtel kette mit Textspanner zeigt dies auf eine ziemlich effiziente art und weise, viel besser als eine lange kette von 64tel, die man dann versuchen wurde Rythmisch-genau zu spielen.  Wenn man weiss es sollte schnell sein, wozu braucht man dann die extra Balken?   Hier ist eine sehr leise Stelle, ganz am Anfang des Stückes.  In dem Sinne wäre "hektisch" nicht angemessen, aber eine leise, durchgehende Klangfläche schon.   Je mehr man solche Musik spielt desto mehr solche Entscheidungen muss man machen.  Diese art von Achtel-Kette ist auch nicht neu, ich sehe es selbst in meine eigene Partituren von Jonathan Harvey, Stockhausen, und andere.

Was die genaue übersetzung von handgeschrieben auf Computer-gesetzt betrifft, wird es selbstverständlich nicht genau so aussehen wie ihre Partitur.  Aber viele Komponisten haben ihre eigene Art zu notieren.  Wenn man viel davon spielt, versteht man dann auch was gemeint ist.  Ich fände es schade solche Nuancen wegzulassen, die sind Teil der Persönlichkeit des Komponistens und des Stückes.  Deswegen versuche ich so nah wie möglich dran zu kommen.