Hi Mat,
viel wichtiger ist doch, dass wir lernwillig bleiben

Also: schön weitermachen … Typographie ist ein spannendes Feld, und da wir uns mit Lily um guten Notensatz bemühen, dürfen wir den viel älteren Schriftsatz nicht vernachlässigen!
Nur kurz zur Vortragsbezeichnung: Man kann durchaus die erste fett setzen, alle weiteren fetten – das hast du gut erkannt – stören im Notenbild. Um die Konsistenz zu erhalten, setze ich aber auch die erste (häufig ja einzige) nicht-fett, dafür in der Standard-Roman (z.B. der mitgelieferten "Century School" oder eben der "TeX Gyre Schola"). Hier lohnt es sich, die Schriftgröße nicht all zu klein zu wählen. Vor allem Peters liefert hierfür gute Vorbilder. Du kannst gern ein wenig mit den Schriftgrößen probieren: es ist manchmal so einfach!
Nun zum eigentlichen: Ja, es gibt sogar eine Menge jahrhundertelang erprobter (Abstands)werte, die als eigene Zeichen mit eigenem Namen auch Einzug in den modernen Computerschriftsatz gefunden haben! Man muss jetzt nur wissen, welches Zeichen für welchen Zweck gebraucht wird. Eine grobe Übersicht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leerzeichen. Das für unsere Zwecke interessanteste (weil schmalste) Leerzeichen ist ein
Hairspace, dessen genaue Breite an die jeweilige Schrift angepasst sein sollte. Rechnerisch sollte ein Hairspace noch schmaler sein als 1/6 [e]m-Space (häufig irrtümlicherweise mit einem Thinspace gleichgesetzt). 1/4 Leerzeichen ist jedenfalls zu weit, wobei ich nicht weiß, auf welche Art und Weise du das erreicht hast. Lily macht uns hier einen kleinen Strich durch die Rechnung und verrät auch nicht, wie breit genau ein
\hspace #1 ist: bezogen auf staff-size oder Leerzeichenbreite der aktuellen Schrift oder oder?
Auf einen Hairspace kannst du mit den Charactercodes zugreifen:
\char ##x200A. Da Lily Leerzeichen zwischen Buchstaben und Befehlen zur Abgrenzung erwartet, diese aber deswegen zusätzlich setzt, musst du den ganzen Salat in eine
\concat-Umgebung packen:
\concat {
M \char ##x200A E \char ##x200A I \char ##x200A N \hspace #1.5
D \char ##x200A E \char ##x200A N \char ##x200A N \char ##x200A O \char ##x200A C \char ##x200A H
}Diese Hairspaces sind aber zu weit, was folgender Code verdeutlicht (1/6≈#0.1667):
\concat {
M \hspace #.1667 E \hspace #.1667 I \hspace #.1667 N \hspace #1.5
D \hspace #.1667 E \hspace #.1667 N \hspace #.1667 N \hspace #.1667 O \hspace #.1667 C \hspace #.1667 H
}Damit es etwas übersichtlicher wird, schreibe man sich eine kleine Scheme-Prozedur und ersetze die ganzen
\hspace(s):
#(define-markup-command (H layout props arg) (markup?)
(interpret-markup layout props
(markup #:hspace .1667 arg)))
\concat {
M \H E \H I \H N \hspace #1.5
D \H E \H N \H N \H O \H C \H H
}
Alle Varianten von oben nach unten (letzte Variante ohne Spacing) siehe Grafik im Anhang.
Und eben deswegen wäre eine echte Versalschrift für Lily genau richtig! Ich dachte ja, dass die "Linux Libertine Capitals" gewünschtes liefert (zumindest sieht es in der Voransicht so aus), aber zum einen funktioniert sie bei mir nicht mit Lily, und zum anderen scheint die Pango-Engine etwas Mist zu bauen. Es gibt aber noch andere, echte Versalschnitte, die jede (La)TeX-Distribution mitbringen müsste: die (ältere) "LMRoman10 Caps" bzw. neuere "Latin Modern Roman Caps" (letztere zum Download unter
http://www.gust.org.pl/projects/e-foundry/latin-modern). Seit einigen Jahren kommt das Office-Paket eines großen Softwareherstellers mit der an sich sehr schönen "Perpetua Titling MT" (leider schlecht spationiert). Zudem gibt es noch die "Trajan Pro" von Adobe, die die Inschrift der Trajanssäule imitiert.
Viel Spaß weiterhin beim Lesen und Probieren,
Robert