Autor Thema: Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?  (Gelesen 10925 mal)

trulli

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Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« am: Montag, 21. Dezember 2009, 20:47 »
Hallo,

als ich mich ein bisschen in die Titel- und Kopfzeilenformatierung eingearbeitet hatte, dachte ich: Prima, jetzt kannst du endlich jede Art von Titel erstellen.

Da ich Gitarrist bin, suchte ich mir schöne Titelsätze aus der gängigen Literatur heraus und habe sie kopiert. Nach und nach musste ich leider feststellen, dass es unendlich viele Variationen des Themas "Titel" gibt: Manchmal steht alles in großen Buchstaben; manchmal sind Titel fett; mal steht "für Gitarre" dran, mal nicht; mal steht der Komponist mit Geburtsdatum dran, dann wieder steht das Datum der Komposition unter dem Komponisten und und und....

Aus der Freiheit ist jetzt ein Fluch geworden - ich weiß nicht mehr, wie ich den Titel formatieren soll. Darum die Frage an euch: Wie macht ihr das? Woher nehmt ihr eure Referenzen? Gibt es überhaupt gültige Referenzen? Oder ist es egal wie man es macht und ich mache mir zu viel Gedanken?

Ihr wisst, was ich meine.

Freue mich über jede ernste Antwort und freundliche Hilfe.
Grüße von Trulli

RobUr

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #1 am: Samstag, 26. Dezember 2009, 15:08 »
Hallo,

ist doch prima, dass man bei Lily auf alles Zugriff hat!

Die "gültigen Referenzen" hast du ja schon gefunden: alles ist gültig, aber keineswegs egal. Die Vielfalt der Gestaltung liegt einfach an der Vielfalt der Verlagsvorgaben. Man sollte auch bedenken, dass Notenstecher der alten Schule eben Notenstecher und erst in zweiter Instanz "Layouter" sind. Bei der Organisation der Titelkomponenten kommt uns Lily ein Stück weit entgegen. Einiges davon haben wir ja schon in deinem Thread Wie macht man ein Deckblatt - Titelblatt? besprochen.

Meine persönliche Referenz sind die Ausgaben des Bärenreiter-Verlags (incl. Deckblatt). Aus diesem Grund setze ich z.B. die Titel nicht-fett, dafür etwas größer (die Größe wirkt für sich, das muss nicht noch zusätzlich fett gesetzt werden). Als Standardschrift (für Titel, Anmerkungen, Liedtexte u.ä.) verwende ich die "TeX Gyre Pagella" aus der "TeX Gyre Font Collection", als Standard Roman (für Vortragsbezeichnungen usw.) die "TeX Gyre Schola" aus demselben Paket (ähnelt sehr der "Century School" von Lily).

Was mir an vielen Ausgaben überhaupt nicht gefällt, sind durchgängig in Versalien gesetzte Titel. Lily ist auch gar nicht in der Lage, den nötigen zusätzlichen Abstand (Spatium) zwischen den Buchstaben zu erzeugen. Somit muss es schlechter aussehen.

Gedanken machen ist immer gut (das sollten viel mehr Leute tun)! Probier doch ein paar Kombinationen für dich aus (am besten ausgedruckt begutachten) und entscheide dich für die Lösung, die am übersichtlichsten und am besten lesbar ist. Du kannst auch gern ein paar Schnappschüsse hier posten.

Grüße,
Robert

trulli

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #2 am: Samstag, 26. Dezember 2009, 19:15 »
Hi Rob,

interessante Hinweise. Von Bärenreiter habe ich leider keine einzige Ausgabe... obwohl ich über 300 Notenausgaben habe. Die Platzhirsche bei Gitarre heißen: Universal Edition, Eschig, Schott und Ricordi.
Den Notensatz von Eschig finde ich ausgesprochen gut und übersichtlich. Ich habe mal einen Titel (Prelude Nr.1) nachempfunden und zwei Titel von mir angefügt. Ich glaube man merkt, dass ich mir nicht ganz klar darüber bin  ::)

Was meinst du dazu?

Grüße von Matthias

RobUr

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #3 am: Montag, 28. Dezember 2009, 16:10 »
Hi Mat,

der "Eschig-Clone" sieht doch ganz gut aus! Durchgängig Versalien funktionieren gut bei kurzen Titeln; bei längeren würde einen die Überschrift eher erschlagen. Setz doch spaßeshalber "FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY", dann siehst du, was ich meine … Die Widmung in kursiver Auszeichnung ist sehr gebräuchlich, obwohl ich bei längeren Widmungen auf kursiv verzichten würde (z.B. bei Bruckner: "Sr. Hochwürden Herrn Pater Otto Loidol, Benediktiner von Kremsmünster"). Die Vortragsbezeichnung in fett wirkt ziemlich klobig: hier würde ich die Standardpraxis "normale Antiqua nicht-fett" anwenden. Dynamikangaben (z.B. de-/cresc., rit. usw.) werden ebenfalls in der "normalen" Antiqua, dafür aber kursiv und auch nicht-fett gesetzt.

Deine selbstgestalteten Titelein wirken halt etwas wuchtig, weil Lilys "Hausschrift" in fett ziemlich weit läuft. Vielleicht findest du eine andere Schrift, deren Gewichtung ausgewogener ist (die Grundstriche der "Century School Bold" sind einfach viel zu fett, dadurch wirkt sie arg gedrungen; das könnten die Entwickler ruhig optimieren). Ebenfalls Vorsicht geboten ist beim Mischen verschiedener Auszeichnungsarten: fett+kursiv ist mindestens eine Auszeichnung zu viel (fehlt nur noch eine Unterstreichung, damit es richtig blöd aussieht). Hier gilt das bewährte "weniger ist mehr". Eine gute Proportionierung der Schriftgrößen lässt das Druckbild wesentlich ausgewogener und professioneller erscheinen. Fett und kursiv sind im Schriftsatz für Hervorhebungen reserviert und sollten deswegen sparsam eingesetzt werden. Ich sagte ja bereits, dass eine größer gesetzte Überschrift nicht zusätzlich fett ausgezeichnet werden muss: entweder normal groß und fett oder eben größer und nicht-fett.

Ort und Entstehungszeit einer Komposition können durchaus am Ende des Stücks untergebracht werden: kleinere Schrift und rechtsbündig, vielleicht auch kursiv oder in Klammern. Probier es einfach mal aus; ich habe das oft gesehen und finde diese Lösung ganz gut, um den Partiturkopf nicht zu sehr zu überladen.

Einen aufwändigen Lily-Satz von mir, in dem eigentlich fast alles an Komponenten enthalten ist, kannst du dir hier mal anschauen. Ansonsten habe ich noch ein PDF nebst Lily-Source angehängt, das meinen (Layout-)Vorstellungen entspricht.

Beste Grüße,
Robert

trulli

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #4 am: Montag, 28. Dezember 2009, 18:18 »
Hi Rob,

ja, meine Titel sind ganz klar viel zu wuchtig. Die Lily-Schriftart ist dafür irgendwie nicht geeignet. Ich habe mal eine andere gewählt und den Titel luftiger gemacht.

Dass Tempo oder Vortragsbezeichnungen am Anfang fett sind, bin ich von den meisten Ausgaben her gewohnt. Vielleicht kein Standard, aber es sieht nach meiner Meinung gut aus.
Danke für den Titelvorschlag - ich würde zwischen Komponist und Opusangabe weniger Platz lassen und die Vortragsbezeichnung kleiner machen. Eine Geschmacksfrage ist sicher, ob der Titelfont Serifen haben sollte. Ich finde schon, einfach weil es schöner aussieht. Hast du bei deinem anderen Beispiel ja auch gemacht.

Insgesamt finde ich es ganz schön schwierig einen guten Titel zu machen. Um so weniger drin steht, um so besser scheint er auszusehen  :)

Grüße von Mat

P.S.: Kann man bei Lily den Abstand zwischen den großen Buchstaben vergrößern? Die müssten eigentlich weiter auseinander...
« Letzte Änderung: Montag, 28. Dezember 2009, 21:46 von trulli »

Heinz

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #5 am: Dienstag, 29. Dezember 2009, 20:17 »
Hallo Robert,

eine - vielleicht dumme? - Nebenfrage: Kann man irgendwo sehen, wie die TeX Gyre Fonts aussehen? Auf der entsprechenden Seite finde ich irgendwie nichts... (http://www.gust.org.pl/projects/e-foundry/tex-gyre)

Ansonsten vielen Dank für die guten Hinweise!

Gruß,
Heinz

RobUr

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #6 am: Donnerstag, 31. Dezember 2009, 01:53 »
Hallo alle!

Heinz: Wie die Schriften aussehen, sieht man doch nach dem Download und anschließender Installation. Es ist ja nicht gerade ein Office-Paket, was man installiert … Gut, eine Mini-Preview mit Kurzbeschreibung der Fonts gibt es unter http://nowacki.strefa.pl/tex-gyre-d.html und ein paar schnell gestrickte Schriftmuster hier als Anhang.

Mat: Immer wieder schön, dass du meine Anmerkungen noch einmal aufgreifst! Es gibt kein vorgefertigtes Lily-Makro, das den Abstand zwischen Großbuchstaben (Versalien) anpasst, also optisch vergrößert. Selbst die Kapitälchenvariante in Lily ist eine unechte (für eine echte bräuchte man einen separaten Schriftschnitt, der für Kapitälchen entworfen ist). Jedenfalls entspricht Lilys \caps-Befehl genau jenem Notbehelf, den auch MS Word seit Jahren mit sich bringt, sofern ein echter Kapitälchenschnitt nicht verfügbar ist: setze alles in Großbuchstaben, skaliere die "großen" Großbuchstaben etwas größer und die "kleinen" Großbuchstaben etwas kleiner. Man erkennt die unechten immer an den dickeren Grundstrichen der Majuskeln, also der "großen" Großbuchstaben (siehe Anhang).

Vielleicht erbarmt sich eines Tages jemand Versierter im Umgang mit Scheme Code und zaubert eine kleine Routine, die eine beliebig weite Sperrung erlaubt? Für LaTeX ist das SOUL-Package verfügbar (mit welchem ich die Beispiele erstellt habe), das genau diese Kerning-Besonderheiten berücksichtigt. Das Paket kalkuliert aufwändig die Spatien, weswegen eine Scheme-Prozedur in Lily nur ein Kompromiss sein kann. Die derzeit einzig perfekte Lösung wäre wohl nur der Titelsatz mit LaTeX nebst Einbindung des Notenbildes mittels lilypond-book.

Beste Grüße und guten Rutsch,
Robert

trulli

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #7 am: Freitag, 1. Januar 2010, 21:09 »
Hallo und frohes neues Jahr allerseits  8)

Ich habe mal wieder einige Stunden mit den Titeln verbracht (I love Lily...  :-*) . Nach meiner Meinung waren die großen Buchstaben des Titels noch zu eng geführt. Lily hat zwar keine Sperrung, aber durch in einer kleinen Schriftgröße gesetzte Zwischenabstände konnte ich eine Sperrung simulieren.
Die Schriftart gefiel mir auch nicht und bei der Suche bin ich auf den freien Font Libertine gestoßen. In Lily kann man ja auf einfache Art über den Befehl \override #'(font-name . "Fontname") auf alle installierten Fonts zugreifen.

Mein letztes Ergebnis sieht nun so aus.

Grüße von Mat

EDIT sagt, dass es statt "sperren" richtig "spationieren" heißen muss.
« Letzte Änderung: Samstag, 2. Januar 2010, 14:49 von trulli »

RobUr

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #8 am: Samstag, 2. Januar 2010, 11:34 »
Hallo und gesundes Neues!

Ich möchte den Unterschied zwischen Sperren und Spationieren noch einmal verdeutlichen:

Eine einfache  S p e r r u n g  erreicht man durch Buchstabe–Leerzeichen–Buchstabe–Leerzeichen usw. Dies ist eine besondere Form der Textauszeichnung und hat mit Spationieren/Kerning wenig zu tun.  S p e r r e n  eignet sich für Hervorhebungen im Fließtext, wenn auf Fettschrift, kursive Schrift, Unterstreichungen o.ä. nicht zurückgegriffen werden kann (z.B. bei mechanischen Schreibmaschinen).

Wenn nun im Fließtext (oder auch in Überschriften) Wörter, Wortgruppen oder ganze Sätze durch VERSALIEN hervorgehoben werden sollen, empfiehlt es sich zugunsten der Lesbarkeit, die Großbuchstaben mit geringfügig zusätzlichem Abstand dazwischen zu setzen, der jedoch längst nicht der Breite eines Leerzeichens entspricht.

Deine Überschrift sieht jetzt ganz gut aus, auch wenn ich den Abstand zwischen den Versalien noch zu weit finde. Sehr mechanisch wirkt der Untertitel, den du gesperrt gesetzt hast (hierbei stimmt der Wortabstand nicht: Leerzeichen werden ebenfalls gesperrt; ich weiß, dass Lily die zusätzlichen Leerzeichen ignoriert). Der Komponist ist in Versalien gesetzt, und hier sieht man wieder deutlich die fehlende Spationierung. Nun kommt auch noch die Vortragsbezeichnung, die fett und in einer anderen Schriftart gesetzt ist :(

Insgesamt wirkt es aber – bis auf den gesperrten Untertitel – wesentlich aufgeräumter, und die "Libertine" macht auch einen guten Eindruck. Den händischen Umweg über kleinerskalierte Leerzeichen wollte ich ja gerade vermeiden (so weit war ich auch schon ;) )! Es ist aber auch verständlich, dass sich die Entwickler eher mit der Optimierung des Notensatzes und weniger mit Schriftanpassungen befassen. Für letzteres gibt es ja zum Glück (La)TeX mit etlichen Zusatzpaketen. Im Anhang nochmal eine kleine Illustration der Sperren-Spationieren-Unterschiede (unter Verwendung der Libertine, welche mein Lily irgendwie nicht schlucken mag).

Hoffe, Weihnachtsgänse und Silvester[kalorien]bomben sind allseits gut verdaut – beste Grüße,
Robert

trulli

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #9 am: Samstag, 2. Januar 2010, 15:02 »
Spationieren  :o  den Ausdruck kannte ich nicht, für mich als Leihe waren alle Wörter mit höherer Laufweite gesperrte Wörter  ::)  Man lernt nie aus....

Ich gebe nicht auf: hier jetzt die Titelversion MEINdennochVersuch352 x3gfz beta 012010b  ;)

Bei der Vortragsbezeichnung bin ich mir nach wie vor nicht sicher: fett sieht gut aus und so finde ich es auch in den meisten Notenausgaben. Was allerdings dann wiederum nicht gut aussieht ist, wenn innerhalb des Stückes dann weitere Bezeichnungen (z.B. für andere Teile) auch fett sind.

Ich habe jetzt 1/4 des Leerzeichenabstandes zwischen den Buchstaben gelassen. Gibt es da eigentlich einen genauen Wert? Oder kommt es auf den Schrifttyp an? Für Lily wäre eigentlich eine "vorspationierte" Schrift genau das Richtige... gibt es sowas?

Viele Grüße von Mat

RobUr

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #10 am: Sonntag, 3. Januar 2010, 07:08 »
Hi Mat,

viel wichtiger ist doch, dass wir lernwillig bleiben :) Also: schön weitermachen … Typographie ist ein spannendes Feld, und da wir uns mit Lily um guten Notensatz bemühen, dürfen wir den viel älteren Schriftsatz nicht vernachlässigen!

Nur kurz zur Vortragsbezeichnung: Man kann durchaus die erste fett setzen, alle weiteren fetten – das hast du gut erkannt – stören im Notenbild. Um die Konsistenz zu erhalten, setze ich aber auch die erste (häufig ja einzige) nicht-fett, dafür in der Standard-Roman (z.B. der mitgelieferten "Century School" oder eben der "TeX Gyre Schola"). Hier lohnt es sich, die Schriftgröße nicht all zu klein zu wählen. Vor allem Peters liefert hierfür gute Vorbilder. Du kannst gern ein wenig mit den Schriftgrößen probieren: es ist manchmal so einfach!

Nun zum eigentlichen: Ja, es gibt sogar eine Menge jahrhundertelang erprobter (Abstands)werte, die als eigene Zeichen mit eigenem Namen auch Einzug in den modernen Computerschriftsatz gefunden haben! Man muss jetzt nur wissen, welches Zeichen für welchen Zweck gebraucht wird. Eine grobe Übersicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Leerzeichen. Das für unsere Zwecke interessanteste (weil schmalste) Leerzeichen ist ein Hairspace, dessen genaue Breite an die jeweilige Schrift angepasst sein sollte. Rechnerisch sollte ein Hairspace noch schmaler sein als 1/6 [e]m-Space (häufig irrtümlicherweise mit einem Thinspace gleichgesetzt). 1/4 Leerzeichen ist jedenfalls zu weit, wobei ich nicht weiß, auf welche Art und Weise du das erreicht hast. Lily macht uns hier einen kleinen Strich durch die Rechnung und verrät auch nicht, wie breit genau ein \hspace #1 ist: bezogen auf staff-size oder Leerzeichenbreite der aktuellen Schrift oder oder?

Auf einen Hairspace kannst du mit den Charactercodes zugreifen: \char ##x200A. Da Lily Leerzeichen zwischen Buchstaben und Befehlen zur Abgrenzung erwartet, diese aber deswegen zusätzlich setzt, musst du den ganzen Salat in eine \concat-Umgebung packen:
\concat {
M \char ##x200A E \char ##x200A I \char ##x200A N \hspace #1.5
D \char ##x200A E \char ##x200A N \char ##x200A N \char ##x200A O \char ##x200A C \char ##x200A H
}

Diese Hairspaces sind aber zu weit, was folgender Code verdeutlicht (1/6≈#0.1667):
\concat {
M \hspace #.1667 E \hspace #.1667 I \hspace #.1667 N \hspace #1.5
D \hspace #.1667 E \hspace #.1667 N \hspace #.1667 N \hspace #.1667 O \hspace #.1667 C \hspace #.1667 H
}

Damit es etwas übersichtlicher wird, schreibe man sich eine kleine Scheme-Prozedur und ersetze die ganzen \hspace(s):
#(define-markup-command (H layout props arg) (markup?)
(interpret-markup layout props
(markup #:hspace .1667 arg)))

\concat {
M \H E \H I \H N \hspace #1.5
D \H E \H N \H N \H O \H C \H H
}

Alle Varianten von oben nach unten (letzte Variante ohne Spacing) siehe Grafik im Anhang.

Und eben deswegen wäre eine echte Versalschrift für Lily genau richtig! Ich dachte ja, dass die "Linux Libertine Capitals" gewünschtes liefert (zumindest sieht es in der Voransicht so aus), aber zum einen funktioniert sie bei mir nicht mit Lily, und zum anderen scheint die Pango-Engine etwas Mist zu bauen. Es gibt aber noch andere, echte Versalschnitte, die jede (La)TeX-Distribution mitbringen müsste: die (ältere) "LMRoman10 Caps" bzw. neuere "Latin Modern Roman Caps" (letztere zum Download unter http://www.gust.org.pl/projects/e-foundry/latin-modern). Seit einigen Jahren kommt das Office-Paket eines großen Softwareherstellers mit der an sich sehr schönen "Perpetua Titling MT" (leider schlecht spationiert). Zudem gibt es noch die "Trajan Pro" von Adobe, die die Inschrift der Trajanssäule imitiert.

Viel Spaß weiterhin beim Lesen und Probieren,
Robert

trulli

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Re:Welche Vorlagen nehmt ihr für Titel- und Kopfzeilen?
« Antwort #11 am: Dienstag, 5. Januar 2010, 11:53 »
Hallo,

so viele Schriften... ich bin schon ganz durcheinander. 

Also die LMRoman10 sieht ja Klasse aus, ist mir aber bei manchen Buchstaben zu gerade und zu Scheibmaschinenartig. Die Linux Libertine O gefällt mir derzeit am besten. Sie ist gut lesbar und manche Buchstaben lockern durch kleine Eigenheiten das Bild auf.

Danke für die Routine. Ich als Fachmann hatte jeden Buchstaben und jedes Leerzeichen einzeln formatiert. Ich kann mit dieser Lösung leben und werde sicher noch einige Ausdrucke brauchen, um mich für eine Laufweite zu entscheiden. Insgesamt haben sich jetzt meine Titel dadurch aber stark verbessert: sie sind leichter lesbar, übersichtlicher und runder.

Vielen Dank für deine Hilfen, Rob!

Grüße von Matthias