Hallo alle,
ich habe auch schon vieles gesehen, und am besten lesbar ist schlichtweg das, was Trulli beschreibt: rechte Hand über der Zeile und linke Hand (möglichst) links an den Noten. Wenn ich grad meine uralte ungarische (oder sonstwo abgekupferte) Ausgabe der Brouwer-Etüden rauskrame, bestätigt dies das Notenbild. Zugegebenermaßen kein schlagkräftiges Argument, aber man muss beim Fingersatzentziffern nicht auch noch querdenken müssen. Entscheidend ist die Lesbarkeit, und da kann eine Ziffer auch mal rechts neben der Note stehen, solang sie eben
daneben steht und das Notenbild nicht irritierend beeinflusst.
Lilys Noten
bild ist ganz klar am klassischen Stich orientiert und schafft's eben auch (weswegen ich heutzutage über die ganzen "Premium"-Programme nur lachen muss, die ich vorher, als Lily noch in der Entwicklung war, immerhin belächelt habe, aber trotzdem einige "Capella-Jugendsünden" beging), aber mit sogenannten
Voreinstellungen wäre ich vorsichtig. Lily macht die Noten wunderschön, aber alles drumherum muss man anpassen und zumindest ansatzweise wissen, was noch dazu gehört. Allein die Anwendung von TeX macht noch kein verlagsreifes Layout, und Lily-Ouput ohne Feintuning wird Peters oder Breitkopf auch abschrecken. Sehe ich immer wieder bei den CPDL-Partituren. Zum Beispiel setzt Lily Gesangstexte ganz vorbildlich unter die Noten, aber trotzdem muss ich selbst für korrekte Verbalkung und Bindebögen sorgen. Es kann nicht erkennen (und man kann es Lily auch nicht beibringen), dass man gerade Vokalstimmen setzt und sich deswegen Fähnchen und Balken anders verhalten müssen: die Voreinstellung ist eben
\autoBeamOn.
Aber zurück zu deinem Anliegen. Ich hatte vor einiger Zeit versuchsweise eine der Brouwer-Etüden angefangen zu setzen und fand den noch unbearbeiteten Satz schon frappierend gut. Fingersätze für die linke Hand hatte ich schon mit drin; dann war anderes dringender, und somit fehlen mir immer noch die Fingersätze für die rechte Hand. Ich erinnere mich aber grau an die Voreinstellung, die auf Saiteninstrumente allgemein abgestimmt ist. Insofern wundere ich mich über die
Gitarrennotation, da mir außer dem
chordmode dazu nichts einfällt. Schnell behoben war es bei mir aber mit
\set fingeringOrientations = #'(left)
\set strokeFingerOrientations = #'(up) \override StrokeFinger #'add-stem-support = ##t
\set stringNumberOrientations = #'(up) \override StringNumber #'add-stem-support = ##t
Damit hast du eine gute Ausgangsbasis, die im Einzelnen noch angepasst werden kann. Hier einmal ein kleiner Ausschnitt meines damaligen Versuchs (leider ohne Fingersatz für die rechte Hand), der mit diesen Einstellungen arbeitet. Die "4" für das "fis" muss natürlich manuell über der Zeile platziert werden, um nicht mit Balken und Vorzeichen zu kollidieren. Das pianissimo sitzt bislang zu tief. Der Phrasierungsbogen müsste etwas anders verlaufen, um mit drei der Akzente besser zu harmonieren. Wenn die rechte Hand jetzt dazukäme, würden in diesem Beispiel die "p" für den Daumen
unter die Basslinie gesetzt werden; "m" und "a"
über die (verbalkten) Noten. Ansonsten ist aber alles schon ganz gut am richtigen Fleck.

Und wie gesagt, der "grundsätzliche" Standard wird verlagsweise etwas anders gehandhabt. Bei Vokalstimmen bin ich mir recht sicher und vertrete vehement die herkömmliche Notationsweise (im Gegensatz zur moderneren amerikanischen); bei reinen Instrumentalstimmen würde ich mir ein gutes verlegtes Beispiel besorgen und den Stich studieren.
Und wer es noch nicht wusste: es gibt eine nette kleine Blacklist, was man beim Notensetzen tunlichst vermeiden sollte ->
http://icking-music-archive.org/lists/sottisier/sottiger.pdfLiebe Grüße und viel Spaß weiterhin beim Basteln,
Robert