Autor Thema: Schräge Striche bei Taktwechsel  (Gelesen 2328 mal)

Inxman

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Schräge Striche bei Taktwechsel
« am: Sonntag, 28. Februar 2016, 08:44 »
Hallo Leute,
ich finde in der Dokumentation einfach nicht, wie ich drei schrägen Striche vor/mit einem Taktwechsel setzen kann?
Leider weiß ich auch nicht, wie diese genannt werden, damit die Suche besser gestartet werden könnte.
Mir wäre also damit geholfen, falls jemand die Bezeichnung hat oder wie der lilypond-Befehl lautet  ;)
Vielen Dank

fugenkomponist

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #1 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 09:17 »
Hallo Inxman,

es handelt sich dabei um ein Tremolo, d. h. die beiden Töne werden für die Gesamtdauer einer Halben in 32-teln (oder alternativ beliebig schnellen Notenwerten) immer abwechselnd gespielt. Dies wird mit \repeat tremolo erreicht. Dein Beispiel hat nun noch drei Besonderheiten:
• Es wird auf die nächste Eins gebunden, dafür brauchen wir \set tieWaitForNote = ##t (weil sonst der Bogen vom unteren c fehlt; kann mit \unset tieWaitForNote wieder rückgängig gemacht werden).
• Die Hälse zeigen in unterschiedliche Richtungen. Ist meiner Meinung nach Käse/schlecht gesetzt. Ich kann mir keinen Fall vorstellen, wo das richtig sein sollte; ich würds also lassen.
• Manche Ausgaben machen auch zwischen Hälsen von Halben und den Tremolobalken eine Lücke, auch wenn die nicht nötig wäre. Das kann man so machen, muss man aber nicht. Deshalb hab ich den entsprechenden Befehl mal mit reingepackt, aber auskommentiert.

\version "2.19.36"

\relative {
  \clef bass
  \set tieWaitForNote = ##t
  % \override Beam.gap-count = 3
  c,2 \repeat tremolo 8 { c32~ c'~ }
  <c, c'>2
}

Edit: manche Ausgaben machens auch so, wie wenn man in LilyPond gap-count auf 1 setzt. Das ist Geschmackssache, aber ich würds dann bei allen Stellen einheitlich machen.
« Letzte Änderung: Sonntag, 28. Februar 2016, 09:19 von fugenkomponist »

Inxman

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #2 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:23 »
Danke fugenkomponist,

das sieht schon gut aus, jedoch zieht er die Bindebögen sonst wohin, aber nicht zu den nächsten zwei Noten. Hier ist das fehlerhafte Beispiel:
\version "2.19.33"

\relative {
  \clef bass
 \ottava #-1 c,,2
 
  \set tieWaitForNote = ##t
  \override Beam.gap-count = 3
  \repeat tremolo 8 { c32~ c'~ }
 
 \time 2/4 <<{c2} \\ {c,2} >>
 \numericTimeSignature
 \time 4/4
 \key c \major d2 f2 \ottava #-0
 a'1
}
Vielleicht hast du noch einen Tipp? :-)
Viele Grüße

fugenkomponist

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #3 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:28 »
Das ist das, was ich oben als „Käse“ bezeichnet habe, sorry. Hälse in verschidene Richtungen braucht man nur, wenn man wirkliche Mehrstimmigkeit hat. Aber du hast ja da eigentlich einfach einen Akkord; den würd ich tatsächlich auch so notieren (also Zeile 11 durch \time 2/4 <c c,>2 ersetzen).

Wenn du wirklich zwei Stimmen haben willst, dann müsste man auch die Hälse des Tremolos wie in deiner Vorlage zweistimmig machen. Das geht schon, ist aber mit etwas Aufwand verbunden. Ich würde aber Notation immer so einfach/üblich wie möglich machen, solange sie korrekt ist und dadurch keine Information verloren geht.

Edit: Der Grund für die fehlerhaften Bindebögen liegt auch genau hier: Mit << \\ >> werden zwei neue Stimmen gestartet, Bögen können aber nur in einer Stimme anfangen und in der selben aufhören. Man müsste also wie gesagt schon das Tremolo mehrstimmig notieren, dann gingen aber wiederum die Tremolo-Balken nicht (weil auch die in einer Stimme bleiben müssen). Man könnte mit unsichtbaren Noten tricksen.
« Letzte Änderung: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:32 von fugenkomponist »

Inxman

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #4 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:39 »
Ich nehme die Zweistimmigkeit raus. Das erscheint mir auch das Einfachste zu sein.
Danke für deine Mühe.

fugenkomponist

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #5 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:42 »
Find ich sinnvoll, ja.

Ich hab mir jetzt mal die Mühe gemacht (ja, ich hab grad nichts sinnvolleres zu tun ;) ) und das umgesetzt; da sieht man gleich, wie viel Aufwand das im Code ist und wie wenig dadurch im Notenbild gewonnen wird.
\version "2.19.33"

\relative {
  \clef bass
  \ottava #-1 c,,2

  \set tieWaitForNote = ##t
  \override Beam.gap-count = 3
  \repeat tremolo 8 { c32~ c'~ }

  \time 2/4 <c c,>2
  \numericTimeSignature
  \time 4/4
  \key c \major d,2 f2 \ottava #-0
  a'1
}

\relative {
  \clef bass
  \ottava #-1 c,,2

  \set tieWaitForNote = ##t
  \override Beam.gap-count = 3
  <<
    {
      s2*1/2 c'~
    } \\ {
      c,2~
    } \\ {
      \hide NoteHead
      \override NoteColumn.ignore-collision = ##t
      \override Beam.gap = 0
      \override Beam.extra-offset = #'(-0.5 . -1.5)
      \override Beam.positions = #'(0 . 1)
      \repeat tremolo 16 { f32*1/2 c' }
    }
  >>
  \time 2/4 << c2 \\ c, >>
  \numericTimeSignature
  \time 4/4
  \key c \major d2 f2 \ottava #-0
  a'1
}

Edit: um noch was konstruktives beizutragen: Der Bindebogen geht ja jetzt durch den Taktwechsel durch. Das kannst du mit folgendem Code schöner machen:  \override Staff.TimeSignature.whiteout = ##t
  \override Staff.TimeSignature.layer = -1
  \override Tie.layer = -2
Dadurch wird TimeSignature (Taktart) über Tie (Bogen) gelegt und bekommt einen weißen Hintergrund, der den Bogen überlagert.
« Letzte Änderung: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:45 von fugenkomponist »

Inxman

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #6 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 10:53 »
Ich habe jetzt versucht, die drei Zeilen vom override Staff mit einzubauen, sehe aber keinen Unterschied (vielleicht blendet auch nur die Sonne). Wo kommen die Zeilen genau rein?
Auf jeden Fall sieht es jetzt im unteren Beispiel so aus, wie ich es erhofft hatte. Super. :-)

fugenkomponist

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #7 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 11:02 »
Ich habe jetzt versucht, die drei Zeilen vom override Staff mit einzubauen, sehe aber keinen Unterschied (vielleicht blendet auch nur die Sonne). Wo kommen die Zeilen genau rein?
Die müssen irgendwo vor den Noten auftauchen, z. B. da, wo auch \set tieWaitForNote und \override Beam.gap-count stehen. Die weiße Lücke wird größer, wenn man statt whiteout = ##t eine Zahl einsetzt, also whiteout = 3 o. ä.

Inxman

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #8 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 11:07 »
Gut, hab ich eingebaut. Vermutlich sehe ich auch deshalb nichts, weil die Zeile genau beim Taktwechsel umbricht. Die Bögen enden also am Zeilenumbruch und laufen nicht über die neue Taktbezeichnung drüber.

fugenkomponist

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Re: Schräge Striche bei Taktwechsel
« Antwort #9 am: Sonntag, 28. Februar 2016, 11:24 »
Achso, ja, beim Zeilenwechsel gibts dieses Problem natürlich nicht.