MIDI-Sequencer für Lilypond

[Musix]

Hallo Leute,

also, hallo erstmal, ich bin neu in diesem Forum. Seit einiger Zeit arbeite ich mit der Kombi Rosegarden/Frescobaldi/Liylpond. Eines liegt mir dabei im Magen: Rosegarden kann lange nicht soviel wie Lilypond, was den Notensatz angeht - dafür hat Lilypond keinen Sequencer. Die Idee, die ich nun habe, ist, ob Lilypond nicht irgendwann mal einen Sequencer spendiert bekommen sollte. Und zwar in der Art, dass man in jeder einzelnen Stimme mittels eines neuen Befehls (z.B. \seq für sequencer) einzelne MIDI-Kanäle und einzelne Klangerzeuger ansprechen kann.

Als Beispiel: ich komponiere gerade mein erstes Klavierkonzert. Dafür nutze ich für die Klangwiedergabe drei Linuxsampler. Einer kümmert sich um das Klavier, die anderen beiden jeweils um die Orchesterklänge. Orch1 hat dabei auf den Kanälen die eher "normalen" sustain-Klänge, Orch2 eher die pizzicato etc. Klänge. Nun wäre es toll, wenn ich von Lilypond aus sagen könnte: spiele auf MIDI-Kanal 1 das Klavier vom Linuxsampler 1. Dafür bräuchte man eventuell auch noch eine Jack-Schnittstelle für Lilypond.

Mir ist klar, dass das ein RIESENbatzen an Arbeit wäre. Mein Idee war: kann man nicht Code aus anderen opensource-Projekten nehmen und diesen in Lilypond integrieren? Kann man nicht z.B. den Sequencer von Rosegarden nehmen und in Lilypond einbauen? Dann wäre Lilypond nicht nur ein exzellentes Notensatzprogramm, sondern würde quasi mit der Zeit gehen. Die meisten Notensatzprogramme haben mittlerweile Sequencer-Fähigkeiten irgendeiner Art. Soweit ich das richtig mitbekommen habe.

Die andere Seit wäre, dass sich der Notensatz unter Rosegarden verbessern würde. Momentan muss ich so arbeiten, dass ich alles mit Rosegarden erstelle, als .ly exportiere und dann nachbearbeite. Da ist schon umständlich.

So, ich bin gespannt, was Ihr dazu zu sagen habt.


herzliche Grüße

Musix

[trulli]

Hallo Musix und herzlich Willkommen hier,

das sind alles berechtigte Wünsche. Trotzdem ist und bleibt LilyPond ein Notensatzprogramm.

Ich habe schon mit Rosegarden und Ardour Kompositionen gehört, aber die Samples sind noch meilenweit von großen Windows-Programmen, wie EWQL oder Vienna Instruments entfernt. Insofern wäre das für eine beeindruckende Klangfülle (die nun mal ein Flügel und ein Orchester haben) die erste Wahl.

Deine Fugenkomposition finde ich interessant.

Grüße von Trulli

[Musix]

Vielen Dank für die Antwort  . Dann werde ich mal Kontakt zu den Rosegardenmachern aufnehmen. Ich werde wohl nicht drumrum kommen, Rosegarden für das Komponieren und LilyPond für das Nachbearbeiten zu benutzen  . Die Vienna Instruments schaue ich mir gerade an. Ich habe eine alte Bibliothek gefunden, die noch im gig-Format ist. Die kann man in LinuxSampler und damit in Rosegarden einbinden. Ich bin gespannt, wie die klingen. Auch wenn die schon was älter sind.

Herzliche Grüße

Musix

PS meine Fuge werde ich bald aufnehmen (wharscheinlich kommende Woche) und auf meinem Blog veröffentlichen bzw. auf YouTube. Das MIDI klingt ja relativ gruselig, außerdem hat das alte SibeliusV1.4 alles in eine einzige Notenzeile gepackt.
PPS ich hoffe, dass man die professionellen Windows-Samples in Linux eingebunden bekommt (wine, dssi-vst etc). Das werde ich nächstes Jahr herausfinden müssen ...

[harm6]

Hallo,

inhaltlich kann ich Dir nicht weiterhelfen, da ich selbst midi in der Regel lediglich für die richtig/falsch-Kontrolle verwende.

Ich habe mich aber ein bißchen auf Deiner Seite umgesehen und bin da auf den Abschnitt mit den Konfigurationen gestoßen http://musix-de.blogspot.com/search/label/Konfiguration.

Ich erinnere mich noch mit Grausen an meinen letztendlich erfolglosen Versuch Jack zu konfigurieren, um Rosegarden voll funktionstüchtig zu machen (allerdings hat es Deinen Post und Dein Video zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben). Vielen Dank schon mal dafür!
Ich habe mich dann mit minimal-Funktionalität zufrieden geben müssen.

Allerdings bist Du bei der Sache mit dem RT-kernel doch recht schnell weitergegangen.
Was hälst Du davon hier im Forum einen Thread in der Abteilung Interessante Links zu starten, um das Ganze in Hinblick auf Rosegarden und Jack noch zu vertiefen?

Viele Grüße,
  Harm

[Musix]

Hallo harm6,

das ist eine gute Idee. Ich muss nur schauen, wann ich die Zeit dafür finde. Den RT-Kernel bin ich deshalb übergangen, weil sich das Video um Jack und Rosegarden drehen sollte. Hätte ich den RT-Kernel auch noch mit reingebracht, wäre das ein wenig zuviel geworden.

Nichts desto trotz kann man nachlesen, wie man sich (unter Debian) einen Kernel selbst bauen kann.

http://de.musix-wiki.org/index.php?title=Realtime_Kernel

Unter Debian-basierten Systemen sollte es genauso oder ähnlich funktionieren (Ubuntu, AVLinux etc). Für Rosegarden werde ich wohl immer wieder mal einen Screencast machen. Momentan habe ich nur massive Zeitprobleme, weswegen ich dazu momentan nicht komme. Mein neues Musix-Wiki hat mich einfach zuviel in Beschlag genommen.

Herzliche Grüße

Musix

[Musix]

hm, mir ging gerade noch etwas durch den Kopf: man kann in Frescobaldi ja MIDI-mäßig einen Sequencer angeben und getrennt einen Synthesizer (was ich noch nie gemacht habe - bisher habe ich immer timidity für die Hörkontrolle benutzt). Ist es nicht möglich, dort den LinuxSampler einzubinden? Und dann jeden einzelnen Kanal einer einzelnen Stimme zuzuordnen? Das wäre schon relativ viel. Es würde zwar Rosegarden nicht ersetzen, allerdings schon sehr viel ermöglichen.

Ich schau nochmals in das Lilypond-Handbuch. Mal sehen, was ich da noch zum Thema finde ...

Grüße, Musix 

[Musix]

Nun habe ich vieles ausprobiert. Ich zähle mal auf:

Jack gestartet, dann Rosegarden und Qsampler mit einem Klaviersample auf Kanal 1. Dann habe ich den Lilypondtext auf MIDI exportiert (mittel FrecobaldiV2.0 beta2). Das MIDI konnte ich per Hand wunderbar in rosegarden importieren und mit vernünftigen samples via LinuxSampler abspielen lassen. Problem: ich muss hierbei die MIDI-Datei immer wieder neu einlesen. Umständlich, funktioniert aber. So kann man über den MIDI-Umweg Lilypond doch mit einem Sequencer verbinden.

Nun habe ich noch weitere Wege in Frescobaldi ausprobiert. Unter den Preferences -> MIDI Settings habe ich alle möglichen Einstellungen durchprobiert und in Qjackctl MIDI-mäßig verbunden, was ging. Ziel war, dass ich in Frescobaldi irgendwie über Jack Rosegarden angesprochen bekomme. Der Weg über MIDI-Through schlug fehl, ebenso der Weg über Rosegarden oder den LinuxSampler im ALSA-MIDI-Feld von Qjackctl.

Der andere Weg war, Jack wegzulassen und Frescobaldi mit dem LinuxSampler direkt über ALSA-MIDI zu verbinden. Auch das wollte mir nicht gelingen. Den LinuxSampler konnte man in den preferences von Frescobaldi nicht angeben bzw. auswählen.

Nun irritiert mich eine Sache in der Notenreferenz von Lilypond. Ich zitiere:

" Changing MIDI output to one channel per voice

When outputting MIDI, the default behavior is for each staff to represent one MIDI channel, with all the voices on a staff amalgamated. This minimizes the risk of running out of MIDI channels, since there are only 16 available per track.

However, by moving the Staff_performer to the Voice context, each voice on a staff can have its own MIDI channel, as is demonstrated by the following example: despite being on the same staff, two MIDI channels are created, each with a different midiInstrument. "

Nur wird nicht gesagt, welcher MIDI-Kanal erzeugt wird. Das hat mich ein wenig irritiert. Bekommt die erste Stimme im Lilypondtext den Kanal 1 und alle nachfolgenden entsprechend aufsteigende Nummern? Oder wie macht Lilypond das?

Hier der Link zur Referenz (da ist auch ein Beispielschnipsel drin):

http://lilypond.org/doc/v2.14/Documentation/notation/creating-midi-files

Unter der Überschrift "Ausgewählte Schnipsel" findet man genanntes Zitat und ein entsprechendes Schnipselchen (ohne MIDI-Kanalnummern - irgendwie muss Lilypond die ja zuweisen).

Ansonsten: hat jemand es schon mal geschafft, frescobaldi mit rosegarden zu verbinden? Eigentlich müsste das doch möglich sein ...

[Musix]

okay, leute, ich hab das thema nun selbst lösen können (auch aufgrund von anderen threads im forum hier  )

1) qjackctl starten
2) frescobaldi starten
3) qsampler/linuxsampler mit entsprechenden sounds starten und in Audio von qjackctl mit dem system verbinden
4) in frescobaldi edit->preferences->midi settings den port 0 wählen

funktioniert wunderbar. somit hat lilypond über frescobaldi doch einen sequencer (bzw. kann vernünftig midi-kanäle ansteuern), YEAH! 

nun kann ich mich von rosegarden verabschieden und komplett auf lilypond in verbindung mit frescobaldi umsteigen. YEAH! 

und noch zur info, weil es in der referenz fehlt: der erst kanal ist belegt für die midi-steuerung. die erste stimme (der erste staff?!) in lilypond bekommt dann den zweiten midi-kanal automatisch zugewiesen. was man in lilypond für ein instrument angibt, ist irrelevant, wenn man mit dem linuxsampler arbeitet. der kanal wird einfach angetriggert. schöne sache, das!

ich bin ja so glücklich! nun kann ich unter linux endlich professionellst arbeiten!  dank dieses forums sind diese fragen nun geklärt!

herzliche grüße vor allem an die programmierer von lilypond.

musix

ps ich nutze gerade die 2.12.3-version von lilypond.
pps die midi-sache mit frescobaldi werde ich noch im musix-wiki verwursten. ist eine wichtige sache, wie ich finde.
ppps ich nutze lilypond erst seit zwei wochen und bin begeistert!