Deutsches Lilypond Forum (Archiv)

Allgemein => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: marian am Dienstag, 24. Februar 2015, 17:07

Titel: System und Papiergröße
Beitrag von: marian am Dienstag, 24. Februar 2015, 17:07
Hallo,
aus irgendeinem Snippet habe ich einige Größe für Notensysteme:
%#(set-global-staff-size 11.22) % Größe für Taschenpartituren
%#(set-global-staff-size 12.60)
%#(set-global-staff-size 14.14)
%#(set-global-staff-size 15.87)
%#(set-global-staff-size 17.82) % Größe für Liederbücher
%#(set-global-staff-size 20) % Größe für Orchesterstimmen
%#(set-global-staff-size 22.45)
%#(set-global-staff-size 25.2)

Ich würde gerne wissen was für Ausgaben benutzen die nicht benannten Größen und gibt es Papiergrößen die die Größen der Systeme "verlangen".
Auch wenn ich selber Orchestermusiker bin (aber wahrscheinlich gerade deswegen - weil was wir immer auf den Pulten vorgelegt bekommen... :( ) könnte ich jetzt nicht sagen ob wirklich die 20er Größe für DIN A4 "gut" ist (u.U. würde ich sagen "zu gedrängt") aber deswegen würde ich euere Meinungen lesen.

Ich danke!
Titel: Re: System und Papiergröße
Beitrag von: Arnold am Mittwoch, 25. Februar 2015, 08:57
Hallo,

ich müßte erst einmal in der deutschen Übersetzung von »behind bars« (deutsch: Hals über Kopf) nachschlagen, was dort für Beispiele angegeben sind. Dazu brauch' ich ein Weilchen.

Typische (alte bzw. traditionelle) Orchesternoten (Symphonieorchester) haben eine "Schriftgröße der Notenzeile" von 20 Punkt, die Blattgröße ist aber größer als DIN A4, ich habe ca. 34 cm Höhe und 24 cm Breite gemessen, also knapp unter DIN B4.

Ein »zu gedrängtes Schriftbild« entsteht aber erst durch den Seitenumbruch, wenn genausoviel Musik auf zwei fast-DIN-B4 Seiten nun auf zwei DIN-A4 Seiten unter Beibehaltung der Schrfitgröße dargestellt werden soll.

Persönlich benutze ich als Kompromiss meistens 19 Punkt Schriftgröße für die Notenzeilen (auf DIN A4), und setze meine eigenen Seitenumbrüche. Manchmal brauche ich dann 3 DIN-A4 Seiten statt zwei (z. Bsp. nur am Anfang). Wenn ich gar nicht zurechtkomme drucke ich auf schon mal auf DIN A3 aus, mit viel Seitenrand vor allem oben, und bescheide die Blätter anschließend - das macht das Booklett-Binden aber komplizierter.

Arnold
Titel: Re: System und Papiergröße
Beitrag von: Arnold am Donnerstag, 26. Februar 2015, 12:24
Zitat von Elaine Gould aus "Behind Bars", deutsche Übersetzung "Hals über Kopf", Peters, London ¹2014, ISBN 978-1-84367-048-3, Seite 529f.:
"Vor dem Aufkommen des computergestützten Notensatzes wurde im Notenstich eine Reihe festgelegter Systemgrößen verwendet, die man als Rastralhöhen bezeichnet. Jede dieser Rastralhöhen wurde für bestimmte Zwecke benutzt" ... "wobei sich die genauen Maße von Verlag zu Verlag geringfügig unterschieden."
Die Benennung dieser Notenstechwerkzeugsätze trägt oft auch den Namen des Verlags.

Anmerkung: mit "System" wird das englische "Staff" bezeichnet.

Dazu sei noch die Tabelle wiedergegeben:

ca. 9 mm (25,6 p) "Außergewöhnlich" - hauptsächlich für Unterrichtmaterial

7,9 mm (22,5 p) "Stimm-Zeug" - für Unterrichtsmaterial

7,5 mm (21,3 p) "Maho-Zeug" - selten für Klaviermusik und Lieder

7 mm (19,9 p) "Gewöhnlich-Zeug" - für Stimmen mit nur einem System, Klaviermusik und Lieder

6,5 mm (18,5 p) "Peters-Zeug" - für dgl. verwendet

6 mm (17,1 p) "Großmittel-Zeug" - selten verwendet für dgl.

5,5 mm (15,6 p) "Kleinmittel-Zeug" - für Chorwerke, Hilfssystem, Ossiasysteme

4,8 mm (13,7 p) "Kadenz-Zeug" - für dgl. verwendet

3,7 mm (10,5 p) "Großperl-Zeug" - für Orchesterpartituren

Nicht erwähnt wurde die Rastralhöhe ca. 8,5 mm - erstellt mit dem Kugelschreiber im Unterstreich-Loch der Schreibmaschiene und Halbzeilen-Rastung der Walze.

Und die Lilypond-Längeneinheit zur Angabe der Rastralhöhe ist der "typographische Punkt" - bei Lilypond nicht der Laserdrucker-Office-mäßige Desktop-Publisching-Punkt, welcher auf 1/72 Zoll gerundet wurde, auch nicht der "große" Didot-Punkt welcher mit ca. 0,376 mm etwa. 1 % größer ist, sondern der kleinere Pica-Punkt in der Definition als der 1/72,27-te Teil eines Inch. Die Umrechnungen habe ich in der Tabellenwiedergabe ergänzt.

Und noch eine Korrektur zu meinem vorherigen Beitrag:
Das in älteren Orchesternoten, z. Bsp. von Breitkopf&Härtel, überwiegend verwendete Blattformat ist das Quartformat mit 34 cm × 27 cm.
Das typeische Salonorchesterformat hatte 29 cm × 19 cm


Arnold
Titel: Re: System und Papiergröße
Beitrag von: marian am Montag, 2. März 2015, 11:27
Arnold, ich danke dir sehr für diese Daten!